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Mit freundlich­en Grüßen von rechts

Berliner AfD möchte an Demo gegen Freihandel­sabkommen teilnehmen – doch die Organisato­ren wollen davon nichts wissen

- Von Elsa Koester

Am 17. September ist in Berlin eine Demonstrat­ion gegen Freihandel­sabkommen geplant. Die AfD würde gern mitmachen.

In diesem Fall gibt sich die rechte AfD gegenüber linken Parteien ganz solidarisc­h. Nur zu gern würde sie am 17. September Seite an Seite mit SPD, Grünen und Linksparte­i gegen Freihandel­sabkommen demonstrie­ren. Das machte die Partei in einem Brief vom 9. August an das Bündnis »Stop CETA & TTIP« deutlich. »Gemeinsam sind wir stark«, behaupten die Berliner Landesvors­itzenden Beatrix von Storch und Georg Pazderski, die freundlich grüßen und nachfragen, wie sie sich am besten in die Demonstrat­ion einglieder­n könnten.

»Gar nicht«, antwortete der angesproch­ene Bündniskoo­rdinator Christian Weßling am Dienstag in einem Antwortbri­ef des Bündnisses: »Betrachten Sie sich explizit als ausgeladen.« Auf den Demonstrat­ionen gebe es keinen Platz für Rassismus, Rechtspopu­lismus und Antiamerik­anismus. Vertreter der AfD sowie andere Gruppierun­gen mit rechtspopu­listischer Agenda seien daher nicht erwünscht.

Die Berliner AfD zeigt sich davon wenig beeindruck­t. »Die politische Linke will ihr Monopol auf den Widerstand gegen TTIP behalten. Klappt aber nicht«, kündigte sie bereits am Montag auf Facebook an – und pos- tete ein Mobilisier­ungsplakat für die Demonstrat­ion hinterher: »TTIP verhindern, Souveränit­ät bewahren«.

Freihandel­skritik ist dabei in der zwischen Wirtschaft­sliberalis­mus und völkisch-nationaler Sozialpoli­tik zerrissene­n Partei keineswegs Konsens. Während der Berliner Landesverb­and in seinem Wahlprogra­mm seine Ablehnung von TTIP und CETA deutlich formuliert, laviert die Bundespart­ei und spricht auf ihrer Homepage von »Chancen und Gefahren«. Befürchtet wird, die USA könnte durch TTIP gegenüber Deutschlan­d bevorteilt werden. Insgesamt bejahe die AfD jedoch Freihandel­sabkommen »als Mittel des Wachstums«.

Für diese Formen »rechter Freihandel­skritik« sei auf der Demonst- ration im September kein Platz, versichert Demo-Koordinato­r Weßling. Dabei hatte es bereits nach der Berliner Großdemons­tration gegen TTIP am 10. Oktober im vergangene­n Jahr den Vorwurf gegeben, es seien viele rechte Demonstran­ten mitgelaufe­n. Eine Umfrage widerlegte dann den Querfront-Vorwurf: Die Teilnehmer seien in der großen Mehrheit links gewesen, im Wählerspek­trum zwischen den Grünen und der Linksparte­i, lediglich rund drei Prozent seien rechts einzuordne­n, befand das Berliner Institut für Protest- und Bewegungsf­orschung.

Doch wo genau liegt der Unterschie­d zur Freihandel­skritik der Bündnismit­glieder SPD, Bündnis 90/Die Grünen, Linksparte­i, Gewerkscha­ften und Hilfsorgan­isationen? »Die Ablehnung von Freihandel­sabkommen durch die AfD speist sich aus völkisch-nationalen Motiven: Deutschlan­d soll vor internatio­nalen Ansprüchen geschützt werden«, erklärt Weßling. Das Ziel des Bündnisses sei es hingegen, die de- mokratisch­en Interessen nicht nur der europäisch­en, sondern auch der kanadische­n und der US-amerikanis­chen Bevölkerun­g gegen wirtschaft­spolitisch­e Ansprüche zu verteidige­n. »Die AfD verteidigt das deutsche Volk – wir verteidige­n Demokratie und internatio­nale Solidaritä­t.«

Neben der Berliner Demonstrat­ion soll es am 17. September in sechs weiteren Städten Proteste gegen TTIP und CETA geben, darunter in Hamburg, Frankfurt am Main und München. Insgesamt hofft das Bündnis auf über 100 000 Teilnehmer. Vor dem EU-Gipfel am 22. und 23. September im slowakisch­en Bratislava soll eine breite Ablehnung der Abkommen sichtbar gemacht werden.

»Die AfD verteidigt das deutsche Volk – wir verteidige­n Demokratie und Solidaritä­t.« Christian Weßling von »Ceta & TTIP stoppen«

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