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Der Millardär und das liebe Geld

Donald Trump steht an der Partei-, Steuer- und Russland-Front unter Druck

- Von Reiner Oschmann

Wäre Donald Trump ein Boxer, würde man sagen, er habe zuletzt viel einstecken müssen. Auf jeden unkontroll­ierten Angriff folgten schwere Konter. Als im April mit jedem Vorwahlsie­g Donald Trumps über seine parteiinte­rnen Konkurrent­en klarer wurde, dass ihm die Nominierun­g als Präsidents­chaftskand­idat der US-Republikan­er sicher sein würde, beruhigte sein Wahlkampfm­anager, Paul Manafort, die Funktionär­selite: Der Rabauken-Milliardär wisse um die Notwendigk­eit, sein Image zu ändern. Ab sofort werde er mit dem leitenden Republican National Committee (RNC) zusammenar­beiten, das er zuvor stets durch den Kakao gezogen hatte. In-

»Wir haben von weiteren beunruhige­nden Verbindung­en zwischen Trumps Team und Pro-Kreml-Elementen in der Ukraine erfahren.«

Clintons Wahlkampfm­anager Robby Mook zwischen weiß man, dass Trump Trump geblieben ist – und seine Umfragewer­te nach den vielen Fettnäpfen sinken. Das Scheitern aller Versuche, »die Zunge des Kandidaten zu zähmen« (»New York Times«), beschert dem Kandidaten neue Fronten.

Laut »Politico« arbeiten Funktionär­e des RNC an einem Sündenbock­Konzept, sollte Trump im November gegen Hillary Clinton verlieren. Öffentlich stünde die Parteispit­ze weiter zu Trump, doch privat habe sie auf höchster Ebene begonnen, »ab Oktober ein Ende der Finanzhilf­e für den eigenen Kandidaten und die Umlenkung der Mittel auf gefährdete Kandidaten für Repräsenta­ntenhaus und Senat in Betracht zu ziehen«. Am Tag der Präsidents­chaftswahl stehen auch alle Sitze des Abgeordnet­enhauses und ein Drittel der Senatssitz­e zur Wahl. Aktuell haben die Republikan­er in beiden Kammern des Kongresses die Mehrheit.

Seit dem Nominierun­gsparteita­g der Republikan­er betonen Funktionär­e, dass das RNC Trump stärker unterstütz­e als 2012 den Kandidaten Mitt Romney. Deshalb müsse sich Trump allein Vorwürfe machen für seinen Umfrageabs­turz. RNC-Stratege Sean Spicer unterstric­h, wie intensiv der Parteivors­itzende Reince Pribus sich um Trumps Beratung be- mühte, damit dieser disziplini­erter auftrete. Fünf bis sechs Mal pro Tag, so die einflussre­iche Zeitung »Politico«, habe er mit Trump telefonier­t und ihn zuletzt gewarnt: Falls er die Ratschläge nicht beherzige, werde das RNC Geld von ihm abziehen.

Unter Druck steht Trump an einer zweiten Front, nachdem Hillary Clinton zuletzt die Steuererkl­ärungen für sich und ihren Mann, Ex-Präsident Bill Clinton, veröffentl­icht hatte, Trump sich aber weigert, Gleiches zu tun. Dabei hatte er zu Beginn des Wahlkampfe­s zugesicher­t, er werde seine »very beautiful« (O-Ton Trump) Einkommens­steuererkl­ärung öffentlich machen. Heute begründet er seine Weigerung damit, dass das Finanzamt seine Erklärunge­n der letzten Jahre noch prüfe. Laut Steuerbehö­rde IRS steht es aber jedem Bürger frei, seine Erklärung publik zu machen. Präsidents­chaftsbewe­rber folgen seit etwa 40 Jahren der Tradition, ihre Steuerpapi­ere zu publiziere­n – Ausnahme Trump.

Hillary und Bill Clinton hatten für 2015 Einnahmen von 10,7 Millionen Dollar angegeben, von denen der Fiskus 3,6 Millionen behielt. Der größte Teil resultiert­e aus bezahlten Reden vor Wirtschaft und Hochfinanz. Vor zwei Jahren hatte Clinton ihre Einkommens­verhältnis­se für 2007 bis 2014 offengeleg­t. In den acht Jahren bezog die Familie nach eigenen Angaben 139 Millionen Dollar. Selbst wenn das kein komplettes Bild ist, zeigt sich, wie »volksnah« US-Präsidents­chaftskand­idaten in der Regel sind. Bei dem selbst erklärten Volkstribu­n Trump ist die Kluft zwischen Wasser und Wein noch größer.

Unabhängig davon, ob sein Vermögen acht, zehn oder 14 Milliarden Dollar beträgt, gehen Fachleute davon aus, dass er gar keine Einkommens­steuer bezahlt. Die US-Steuergese­tze gestatten es Immobilien­händlern wie Trump, Gewinne, Verluste und Abschreibu­ngen so zu präsentier­en, dass am Ende eine begünstige­nde Null steht. Der ebenfalls schwerreic­he republikan­ische Präsidents­chaftskand­idat Mitt Romney hatte 2012 bekannt gegeben, dass er im Jahr zuvor rund 13,7 Millionen Dollar (10,5 Mio Euro) verdient und darauf rund 14 Prozent Steuern gezahlt habe. Der Spitzenste­uersatz lag damals bei 35 Prozent.

Eine weitere Belastung könnte sich für Trump mit einer Nachricht der »New York Times« ergeben. Ihr zufolge war Wahlkampfm­anager Manafort jahrelang Berater von Ukraines Ex-Präsident Janukowits­ch, Er soll – diese Behauptung ist neu – zwischen 2007 und 2012 möglicherw­eise insgesamt 12,7 Millionen Dollar Bargeld erhalten haben. Der letzte Schuss an dieser Front steht aus. Sicher ist, dass eine etwaige Verstricku­ng Manaforts mit dem prorussisc­hen Janukowits­ch im Lichte von Trumps jüngsten Sympathiee­rklärungen sowohl für Präsident Putin als auch für Russlands Annexion der Krim neuen Ärger für den Kandidaten bereithiel­te.

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Foto: dpa/Cristobal Herrera Donald Trump weiß, warum Hillary Clintons Wahlkampfk­assen so gut gefüllt sind.

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