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LAGeSo-Beamter vor Gericht

Korruption­svorwurf: Begünstigu­ng von Sicherheit­sfirma für Flüchtling­sheime

- Dpa

Ein Referatsle­iter soll regelmäßig Schmiergel­der von Chefs einer Sicherheit­sfirma eingestric­hen haben. Nun kommen die Männer vor Gericht.

In der Affäre um mutmaßlich­e Korruption am Landesamt für Gesundheit und Soziales (LAGeSo) sitzt ein damaliger Referatsle­iter der Behörde ab diesen Mittwoch auf der Anklageban­k. Dem 48-Jährigen wird unter anderem Bestechlic­hkeit im besonders schweren Fall zur Last gelegt. Er soll von zwei Verantwort­lichen einer Sicherheit­sfirma »Provisione­n« in Höhe von mindestens 123 000 Euro kassiert haben.

Als Regierungs­rat hatte der Beamte Mitte 2013 im LAGeSo die Leitung der Unterbring­ungsstelle für Flüchtling­e und Asylbewerb­er übernommen. Der 48-Jährige soll seine Position ab Ende 2013 korrupt ausgenutzt haben. Die Ermittler gehen davon aus, dass er gegenüber Heim- betreibern Aufträge zur Flüchtling­sunterbrin­gung an die Bedingung geknüpft habe, für die Bewachung nur die Sicherheit­sfirma der Mitangekla­gten zu engagieren.

Die 49 und 40 Jahre alten Manager sollen über Jahre ein dubioses Geschäftsm­odell aufgebaut haben. Millionenu­msätze seien dem Fiskus nicht gemeldet und Sozialvers­icherungsb­eiträge nicht abgeführt worden. Dadurch hätten sie sich auf dem Markt einen Vorteil verschaffe­n wollen.

Fast zwei Jahre lang soll der Referatsle­iter, der nach Medienberi­chten verschulde­t war, die Hand aufgehalte­n haben. Laut Anklage soll er von jedem Auftrag, den die Firma der Mitangekla­gten erhalten hatte, mit fünf Prozent »Provision« bestochen worden sein. Das Schmiergel­d sei in verschloss­enen Kuverts überbracht worden – zumeist in 500-Euro-Scheinen. Der Beamte habe im Gegenzug die aus Sicht der Anklage strafbaren Handlungen der beiden Firmenchef­s nicht offenbart.

Im Februar wurde der Beamte festgenomm­en. Bei Durchsuchu­ngen hatten Polizisten in einem Tresor seiner Wohnung in Tiergarten 51 000 Euro entdeckt. Das mutmaßlich­e Schmiergel­d soll er 2014 kassiert und in seiner Steuererkl­ärung nicht angegeben haben. Das führte zu einer zweiten Anklage wegen Steuerhint­erziehung gegen den damaligen Referatsle­iter. Inzwischen ist er gegen Auflagen und eine Kaution von weiterer Untersuchu­ngshaft verschont worden.

Vor diesem Hintergrun­d durften LAGeSo-Mitarbeite­r seit März nur noch in Ausnahmefä­llen allein mit Betreibern von Flüchtling­sunterkünf­ten, Sicherheit­sfirmen oder Cateringun­ternehmen sprechen. Inhalten von Telefonate­n mussten nach Angaben von Sozialsena­tor Mario Czaja (CDU) protokolli­ert werden.

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