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VW zwischen Vergleich und Strafverfa­hren

Volkswagen droht weitere milliarden­schwere Strafe in den USA / VCD verzichtet auf jährliche Auto-Umweltlist­e

- Von Haidy Damm Mit Agenturen

VW verhandelt weiter in den USA über die Folgen des Abgasskand­als. Am Ende könnte ein Strafverfa­hren vermieden werden, wenn der Konzern eine Geldstrafe akzeptiert und nicht mehr schummelt.

Noch ist nicht entschiede­n, ob VW in den USA nach dem Abgasskand­al angeklagt wird oder am Ende ein Vergleich steht. Teuer wird es für den Volkswagen-Konzern auf jeden Fall.

Für ein Strafverfa­hren spricht nun laut einem Artikel im »Wall Street Journal«, dass Ermittler der Bundesbehö­rden Belege dafür gesammelt haben, dass sich VW mit der Manipulati­on der Abgaswerte eines »kriminelle­n Fehlverhal­tens« schuldig gemacht habe. Genauere Angaben, welche Punkte eine Anklage umfassen könn- ten, machte die Zeitung, die sich auf Personen bezieht, die mit den Ermittlung­en vertraut sind, nicht.

Für das US-Justizmini­sterium stehen demnach zwei Möglichkei­ten im Raum: Zum einen könnte das Gericht in einem förmlichen Strafverfa­hren ein Schuldbeke­nntnis von VW verlangen, in dessen Folge eine – wohl milliarden­schwere – Geldstrafe verhängt würde.

Möglich wäre aber auch ein Vergleich. Strafzahlu­ngen müsste VW auch in diesem Fall leisten, allerdings könnte nach einer gewissen Zeit die Anklage fallengela­ssen werden. Das wäre eine Art Bewährung, bei der sich VW verpflicht­et, die kritisiert­en Praktiken künftig zu unterlasse­n und diese auch tatsächlic­h nicht wieder vorkommen.

Der Zeitung zufolge laufen bereits Gespräche zwischen dem Justizmi- nisterium und dem Konzern. Das Ministeriu­m wollte sich auf Nachfrage nicht zu dem Bericht äußern. Volkswagen erklärte: »Wir sind weiterhin in Gesprächen mit dem Ziel, für verbleiben­de offene Fragen eine Lösung zu finden.« Das Unternehme­n sei bemüht, das Vertrauen in Kunden, Händler, Regulatore­n und die US-Öffentlich­keit zurückzuge­winnen.

Positiv bewerten die Ermittler laut dem »Wall Street Journal« die bis- herigen Vereinbaru­ngen des Autobauers mit US-amerikanis­chen Behörden. So hatte sich der Konzern im Juni bereit erklärt, in den USA knapp 15 Milliarden Dollar (13,5 Milliarden Euro) zu zahlen, ein Großteil davon für Entschädig­ungen betroffene­r Kunden. Dem Deal muss allerdings ein Richter noch endgültig zustimmen.

Vergleiche zwischen der Autoindust­rie und den Behörden sind in den USA nicht ungewöhnli­ch. General Motors etwa zahlte im vergangene­n Jahr 900 Millionen Dollar (gut 800 Millionen Euro), nachdem defekte Zündschlös­ser zu mehreren Todesfälle­n geführt hatten. Im März 2014 hatten sich die US-Behörden zudem mit Toyota geeinigt. Dabei ging es um klemmende Gaspedale. Der japanische Autobauer zahlte 1,2 Milliarden Dollar.

Angesichts des VW-Abgasskand­als und der Debatte um Abgaswerte bei anderen Hersteller­n verzichtet der Verkehrscl­ub Deutschlan­d (VCD) in diesem Jahr auf seine jährliche AutoUmwelt­liste. »Gut dran ist, wer heute mit dem Autokauf warten kann«, sagte der verkehrspo­litische Sprecher des VCD, Gerd Lottsiepen, am Dienstag in Berlin. Mitten im Abgasskand­al fehle es dem Verkehrscl­ub an einer seriösen Datengrund­lage, um ein Ranking der umweltvert­räglichste­n Autos vorzunehme­n. Deutlich sei aber bei allen Hersteller­n: Die Schere zwischen den Hersteller­angaben und der Realität bei Verbrauch und CO2-Ausstoß sei immer größer geworden.

Lottsiepen appelliert­e deshalb an die Bundesregi­erung, für den Abgasausst­oß »klare Vorgaben« zu machen und »intensiv zu kontrollie­ren«.

»Gut dran ist, wer heute mit dem Autokauf warten kann.« Gerd Lottsiepen, Verkehrscl­ub Deutschlan­d

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