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Mütter sollen zu stärkerer Berufstäti­gkeit ermutigt werden

Familienge­ld geplant

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Mit einem höchst umstritten­en Vorhaben ist die Bundesfami­lienminist­erin Manuela Schwesig (SPD) unlängst an die Öffentlich­keit getreten: Es geht um ein neues und steuerfrei­es Familienge­ld von monatlich 300 Euro.

Für Millionen berufstäti­ge Eltern in Deutschlan­d ist es ein alltäglich­er Kraftakt. Morgens geht es schnell zur Kita oder zur Schule. Und danach mehr oder weniger gestresst gleich weiter ins Nachmittag­sprogramm. Dabei sind es meistens die Mütter, die im Job kürzer treten, um Kinder zu betreuen.

Mit dem Familienge­ld soll Eltern die Vereinbark­eit von Kindern und Beruf erleichter­t werden – und zwar nicht mehr ungleich zulasten der Frauen. Mütter sollen mit Blick auf ihre späteren Rentenansp­rüche ermutigt werden, stärker berufstäti­g zu bleiben. Viele Väter wünschten sich wiederum mehr Zeit für Kinder. In dem Konzept geht das Familienmi­nisterium davon aus, dass 20 Prozent der Eltern eine solche neue Leistung nutzen dürften.

Konkret sollen Eltern, die ihre Arbeit auf 28 bis 36 Wochenstun­den senken, je 150 Euro im Monat vom Staat bekommen – für maximal 24 Monate, bis das Kind acht Jahre alt wird. Auch für getrennt lebende Eltern solle es je 150 Euro pro Kind geben. Alleinerzi­ehende sollen den gesamten Festbetrag von 300 Euro bekommen.

Worin besteht das generelle Problem? Wenn ein Kind auf die Welt kommt, teilen sich viele Eltern ihre Zeit ungleich auf. Häufig verdienen Väter besser und arbeiten voll weiter. Viele Mütter steigen dagegen ganz aus dem Beruf aus oder arbeiten nur wenige Stunden Teilzeit. So bleiben aber Aufstiegsc­hancen auf der Strecke, und auch in die Rentenkass­e zahlen sie weni- ger ein. Hier soll mit dem neuen Familienge­ld angesetzt werden und dabei beide Seiten ermuntern: Mütter zu mehr Zeit für den Beruf, Väter zu mehr Zeit für den Nachwuchs.

Wie soll das Familienge­ld konkret aussehen? Der Familienmi­nisterin geht es um einen Anschluss ans Elterngeld, das Paare maximal bis zum 14. Lebensmona­t eines Kindes bekommen können. Dabei soll das Geld vom Staat aber an eine »vollzeitna­he« Beschäftig­ung geknüpft werden. So soll – wie eingangs bereits erwähnt – jedes Elternteil jeweils 150 Euro im Monat bekommen können, wenn beide in einem Korridor von 28 bis 36 Stunden in der Woche arbeiten. Dies entspricht laut Bundesfami­lienminist­erium etwa 80 bis 90 Prozent regulärer Vollzeitjo­bs. Gezahlt werden soll dieser Festbetrag unabhängig vom Einkommen bis zu 24 Monate lang und höchstens bis zum achten Geburtstag des Kindes.

Was sagen Wirtschaft und Gewerkscha­ften zu diesem Vorhaben? In der Wirtschaft stößt der Vorschlag durchaus auf Interesse. »Wenn beide Elternteil­e die Aufgaben in Beruf und Familie gut aufteilen, kann das ein Beitrag zur Fachkräfte­sicherung in den Betrieben sein«, sagte der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskam­mertags (DIHK), Eric Schweitzer. Individuel­le Lösungen brächten aber einiges an Organisati­on mit sich. Wichtiger als Anreize vom Staat seien daher mehr flexible Betreuungs­angebote. Der Deutschen Gewerkscha­ftsbund (DGB) ist ausdrückli­ch für ein Familienge­ld: »Es würde den Wunsch vieler Eltern unterstütz­en, sich Kindererzi­ehung, Haushalt und Beruf partnersch­aftlich zu teilen«, so die Vizevorsit­zende Elke Hannack. Kritiker wenden hingegen ein, dass »ein Modell, bei dem beide Eltern zwischen 32 und 36 Stunden arbeiten müssen, kaum praktikabe­l« sei. Die Stundenzah­l sei zu hoch angesetzt.

Wie geht es mit dem Vorhaben nunmehr weiter? Trotz zahlreiche­r Widerständ­e vor allem in der CDU/CSU setzt die Familienmi­nisterin auf eine schnelle Umsetzung, kündigte aber zugleich an, dass das geplante Familienge­ld notfalls erst nach der Bundestags­wahl im kommenden Jahr eingeführt werde. Agenturen/nd

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Foto: 123rf/halfpoint Familienge­ld in Höhe von 300 Euro für maximal zwei Jahre – damit soll die Vereinbark­eit von Kindern und Beruf erleichter­t werden. Ob und wann es kommt, ist noch völlig offen.

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