nd.DerTag

Ein Konsens

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ist schwer zu erreichen und wird, je nach politische­m Spektrum, unterschie­dlich hoch geschätzt. Von vielen Politgrupp­en wird er bei einer Entscheidu­ngsfindung gewünscht und das Gegenmodel­l – das Mehrheitsp­rinzip – abgelehnt. Denn wenn sie sich auf eine Aktion oder ein Vorgehen verständig­en, dann wollen sie, dass jedes ihrer Mitglieder dahinter steht. Dies wird dann häufig zum Konsenspri­nzip erhoben. Sie sind nämlich der Meinung, das Finden eines Konsens’ sei demokratis­cher als Abstimmung­en. Zudem sollen Kampfabsti­mmungen und andere Machtkämpf­e innerhalb des eigenen Zusammenha­nges verhindert werden. Das Problem ist nur, dass die Diskussion­en, die zu einem Konsens führen, oft langwierig und anstrengen­d sind – vor allem, wenn mehr als nur eine Hand voll Aktivist*innen etwas zusammen entscheide­n wollen. Zumal im Anschluss oft nicht klar ist, welchen Konsens genau man schließlic­h gefunden hat. Dann muss erneut diskutiert werden, wie der Konsens eigentlich aussieht. So manches Flugi oder Plakat, das man zusammen gestalten wollte, wurde schon obsolet, weil sich die politische Lage bereits geändert hatte, bevor eine Einigung erreicht wurde. Das Konsenspri­nzip kann Entscheidu­ngen also auch verunmögli­chen. Und einen weiteren kleinen Makel hat der Konsens noch: Bei langen Diskussion­en geben manche irgendwann klein bei oder schweigen und so setzen sich oft diejenigen durch, die das meiste Sitzfleisc­h haben und am meisten reden. Ganz so demokratis­ch und ohne Machtpolit­ik geht es bei diesem Prinzip also auch nicht ab. Es ist nur etwas subtiler.

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Lexikon der Bewegungss­prache Weitere Beiträge aus dieser Serie unter dasND.de/apo

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