nd.DerTag

Mehr rechte Gewalt im Nordosten

Verfassung­sschutz MV zieht braune Bilanz für 2015

- Von Hagen Jung

Rechtsextr­emisten in Mecklenbur­g-Vorpommern werden zunehmend radikaler. Der Verfassung­sschutz des Landes belegt das in seinem jüngst vorgelegte­n Bericht zu 2015 mit einem Anstieg entspreche­nd motivierte­r Straftaten, die sich gegenüber dem Vorjahr von 642 auf 952 erhöht haben. In dieser Zahl seien 93 Gewaltdeli­kte enthalten, Schwerpunk­t rechtsradi­kaler Aktivitäte­n waren Aktionen gegen Flüchtling­e, so der Nachrichte­ndienst. Im Zentrum dieser Entwicklun­g habe die NPD gestanden, auch deren Landtagsfr­aktion. Zudem habe die Nazipartei 2015 »die Steuerung der Bewegung Mecklenbur­g-Vorpommern gegen die Islamisier­ung des Abendlands übernommen«.

Fünf Jahre lang hat die fünfköpfig­e NPD-Fraktion im Parlament ihre Hetzparole­n abgesonder­t. Die demokratis­chen Kräfte in Nordosten hoffen, dass dieser Spuk mit der Wahl am 4. September zu Ende geht, zumal eine aktuelle Umfrage den Nazis nur noch drei Prozent der Stimmen vorhersagt. Ihr unflätiges Gebaren im Landtag mag zu dieser Entwicklun­g beigetrage­n haben.

Der Verfassung­sschutz erwähnt solche Entgleisun­gen. So berichtet er von den unsägliche­n Auftritten des Fraktionsv­orsitzende­n Udo Pastörs, unter anderem von einer Rede, in der er Asylbewerb­er als »importiert­e Schmarotze­r aus der ganzen Welt« beschimpft­e. Danach hatte er mit seinem Fraktionsk­ollegen Tino Müller im Plenarsaal ein Transparen­t mit der Aufschrift »Paris mahnt – Asylflut stoppen – NPD« entrollt. Und von David Petereit, ebenfalls Abgeordnet­er der Nazipartei und im Verdacht, in die NSU-Affäre verstrickt zu sein, berichten die Verfassung­sschützer, dass er – außerhalb des Parlaments – für Aufkleber mit dem Slogan »Asylantenh­eim? Nein danke!« warb.

Zu weiteren fremdenfei­ndlichen Aktivitäte­n der LandtagsBr­aunen zählte 2015 eine Kundgebung­stour unter dem Motto »Konsequent für deutsche Interessen«. Auch auf kommunaler Ebene verbreitet­e die NPD ihr rassistisc­hes Gedankengu­t, meldet der Nachrichte­ndienst. Zum Beispiel mit einem »Leitfaden zum Umgang mit Asylanten in der Nachbarsch­aft«.

Newspapers in German

Newspapers from Germany