Rechtsextreme bei Leipziger Reisekonzern
Unister-Insolvenzverwalter weist die Vorwürfe zweier Zeitungen zurück
Dem insolventen Leipziger Internetkonzern Unister wird vorgeworfen, zwei österreichische Rechtsextremisten beschäftigt zu haben. Der Konzern wehrt sich gegen diese Vorwürfe. Leipzig. Zwei ehemals führende Rechtsextremisten aus Österreich haben von 2013 an wesentlichen Einfluss auf das Management des Leipziger Reisekonzern Unister ausgeübt. Das ergaben gemeinsame Recherchen der in Dresden erscheinenden »Sächsischen Zeitung« und der Hamburger Wochenzeitung »Die Zeit«. Einer von ihnen sei der gebürtige Innsbrucker und frühere Republikaner-Funktionär Reinhard Rade, berichten die Zeitungen übereinstimmend in ihren Donnerstagsausgaben.
Er habe sich das Vertrauen von Unister-Chef Thomas Wagner sowie von der langjährigen Nummer zwei des Unternehmens, Daniel Kirchhof, erworben. Rade sei als »Berater der Gesellschafter und Sonderbeauftragter der Geschäftsführung« tätig gewesen, hieß es. Der in Bayern aufgewachsene Ex-Republikaner sei zudem zeitweise Gesellschafter einer Firma gewesen, die heute zweitgrößte Aktionärin der Unister-Tochter Travel24 ist.
Rade habe im Jahr 2015 das Unternehmen mit Sitz in der Schweiz an seinen Freund und Geschäftspartner Hans Jörg Schimanek weitergegeben. Schimanek war den Berichten zufolge in den 1990er Jahren wegen »nationalsozialistischer Wiederbetätigung« in Österreich zu acht Jahren Haft verurteilt worden.
Über die Firma Loet Holding AG in Baar im Schweizer Kanton Zug wurde der heute 52-jährige Schimanek den Recherchen der beiden Zeitungen zufolge der zweitgrößte Teilhaber an der Travel24.com AG. Über diese Beteiligung habe Unister unter anderem den Einstieg in den deutschen Hotelmarkt geplant, hieß es.
Rade, der in Leipzig auf dem Immobilienmarkt tätig sei, habe bei diesem Plan eine Schlüsselrolle innegehabt. Sein Einstieg in den Unister-Konzern sei möglich geworden, weil er dem Manager Kirchhof im Jahr 2012 beim Aufbringen einer Kaution in Höhe von 200 000 Euro half, als der nach einer Razzia der Staatsanwaltschaft Leipzig in Untersuchungshaft saß.
Unister-Chef Thomas Wagner war im Juli dieses Jahres unter bisher noch nicht geklärten Umständen bei einem Flugzeugabsturz in Slowenien ums Leben gekommen. Wenige Tage nach dem Unfall des Alleingeschäftsführers meldete das Unternehmen Insolvenz an. Mehrere Tochterfirmen rutschten danach ebenfalls in die Insolvenz. Zu dem Internetkonzern gehören mehr als 40 Portale. Das Unternehmen beschäftigt 1100 Mitarbeiter, da- von knapp 900 bei insolventen Gesellschaften.
Rade hatte zuletzt die radikalen Leipziger »Legida«-Kundgebungen unterstützt. Unmittelbar nach der Wende sei Rade unter anderem als »DDR-Koordinator« der Republikaner tätig gewesen. Am Sitz einer seiner Firmen in Leipzig residierte zeitweise zudem ein antisemitischer Verlag.
Unister wehrt sich gegen den Verdacht, unter dem Einfluss von Rechtsextremisten zu stehen. In dem Unternehmen seien »keine vorbestraften Menschen mit rechtsextremer Biografie als Berater und Teilhaber aktiv«, erklärte Insolvenzverwalter Lucas Flöther am Mittwoch auf Anfrage der Agentur AFP. Ein Unister-Sprecher sagte, von Akteuren mit rechtsextremer Vergangenheit im Konzern habe man bisher nichts gewusst. Das Unternehmen distanziere sich ausdrücklich von solchem Gedankengut.