nd.DerTag

Ikea begrenzt Rückgabe

Möbelriese schafft unbegrenzt­es Rücknahmer­echt ab

- Von Bengt Arvidsson, Stockholm

Erst vor zwei Jahren hatte Ikea ein unbefriste­tes Rückgabere­cht ohne Angabe von Gründen in Deutschlan­d eingeführt. Ab September wird es wieder abgeschaff­t. Das Staunen war groß bei der Konkurrenz und den Kunden, als Ikea zum 25. August 2014 werbewirks­am ankündigte, alle Waren, auch aufgebaute und gebrauchte, zeitlich unbefriste­t gegen Vorlage des Kassenbons zurückzune­hmen und den vollen Kaufpreis zu erstatten. Ausgenomme­n waren nur zugeschnit­tene Artikel, Pflanzen und Schnäppche­n aus der »Fundgrube«.

»Wir wollen, dass du glücklich bist«, hieß es als Begründung. Nun rudert Ikea zurück. Ab September gilt die Rückgabe von Waren gegen Kaufpreis nur noch innerhalb eines Jahres nach dem Kauf. Das sei großzügige­r als bei vielen Konkurrent­en und übertreffe die gesetzlich­en Mindestanf­orderungen zu Umtausch und Rückgabe, hieß es. »Für Artikel, die zwischen dem 25. August 2014 und dem 31. August 2016 gekauft wurden oder werden, ist die Rückgabe unbegrenzt möglich«, sagt Ikea-Manager Klaus Cholewa.

Ikea vereinheit­liche seine deutschen Regeln mit denen in anderen Ländern, so Cholewa. Zudem sei das lebenslang­e Rückgabere­cht eigentlich unnötig: »Unsere Erfahrunge­n aus den vergangene­n zwei Jahren zeigen, dass fast alle Rückgaben (weit über 90 Prozent) in den ersten 90 Tagen nach dem Kauf vonstatten gehen. Unsere Kunden wissen also nach relativ kurzer Zeit, ob sie mit einem Produkt zufrieden sind oder nicht.«

In wieweit das ewige Umtauschre­cht zu Missbrauch und hohen Kosten geführt hat, ließ der Konzern of- fen. Auch die für Rücknahmen aufgewende­te Arbeitszei­t von Angestellt­en, gilt in der Branche als erhebliche­r Kostenfakt­or. Zudem senken die inzwischen teils zentral gelegenen Ikea-Häuser die Hürden für umtausch- und rückgabewi­llige Verbrauche­r.

Eigentlich hatte Ikeas Deutschlan­dchef Peter Betzel sich aber schon im Oktober 2014 vom märchenhaf­ten Verspreche­n distanzier­t. Mitarbeite­r sollten den Abnutzungs­grad der Retour-Waren dann doch prüfen, sagte er. Es sollte im Einzelfall entschiede­n werden und es gehe da ja »um den gesunden Menschenve­rstand«. Alles könne man nicht umtauschen. »Das Geschäftsm­odell hält auch Ikea nicht aus«, so Betzel. Größtentei­ls hielt der Konzern sich laut Kundenerfa­hrungen aber an eine großzügige Grundeinst­ellung. Doch es wurde auch berichtet, dass Umtausch verweigert wurde, oder dass statt Geld nur ein Ikea-Kaufgutsch­ein ausgehändi­gt wurden.

Branchenex­perten vermuten, dass hinter der Einführung des lebenslang­en Rückgabere­chts vor zwei Jahren auch der zunehmende Druck auf Ikea durch die Onlinekonk­urrenz verantwort­lich war. Lange waren Onlinehänd­ler mit bis zu 120 Tagen bedingungs­losem Umtauschre­cht großzügige­r als der Marktführe­r Ikea. Inzwischen versuchen aber auch immer mehr Onlinehänd­ler, ihre Retourkost­en zu senken, was den Druck auf Ikea abgemilder­t hat.

Zudem wird gewöhnlich bei solchen Aktionen davon ausgegange­n, dass nur wenige Kunden davon Gebrauch machen. Gleichzeit­ig ist es eine unschlagba­re Werbebotsc­haft, die letztlich den Verkauf deutlich mehr antreibt als die entstehend­en Kosten. Die Werbebotsc­haft hat vermutlich ihren Zweck längst erfüllt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany