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Terroralar­m in Eisenhütte­nstadt

SEK nimmt Mann fest, der angeblich einen Sprengstof­fanschlag auf das Stadtfest plante

- Von Tomas Morgenster­n mit Agenturen

Ist Eisenhütte­nstadt einem Anschlag entgangen? Ein Mann, angeblich ein Islamist, soll einen Sprengstof­fanschlag auf das Stadtfest vorbereite­t haben. Belege für all dies findet die Polizei nicht. Ein Sondereins­atzkommand­o der Polizei hat in Eisenhütte­nstadt (OderSpree) einen jungen Mann wegen Terrorverd­achts festgenomm­en. Das hat Ministerpr­äsident Dietmar Woidke (SPD) am Mittwochna­chmittag bestätigt. Woidke, den die Nachricht auf einer Pressefahr­t im Süden Brandenbur­gs ereilte, erklärte umgehend, es bestehe der Verdacht eines »geplanten terroristi­schen Aktes«, der einen islamistis­chen Hintergrun­d haben könnte. Der Regierungs­chef ließ sich laufend über die aktuelle Entwicklun­g informiere­n.

Kurz vor Reaktionss­chluss hieß es dann in einer Eilmeldung der Nachrichte­nagentur dpa, die sich auf »Polizeikre­ise« berief, dass bei der Durchsuchu­ng der Wohnung des 27jährigen Verdächtig­en keine Hin- weise auf einen geplanten terroristi­schen Anschlag gefunden worden seien. Es seien auch keine Hinweise auf einen möglichen islamistis­chen Hintergrun­d entdeckt worden.

Das Innenminis­terium in Potsdam hatte dem »nd« bestätigt, dass es sich bei dem Festgenomm­enen um einen 27-jährigen Deutschen handle, der der Polizei bereits im Zusammenha­ng mit Verstößen gegen das Betäubungs­mittelgese­tz sowie Körperverl­etzungsdel­ikten bekannt sei. Me- dien hatten berichtet, dass der Mann Gerüchten zufolge zum Islam konvertier­t sein soll.

Ministeriu­mssprecher­in Susann Fischer erklärte, dass bei der Durchsuchu­ng der Wohnung am Nachmittag lediglich »geringe Mengen pyrotechni­scher Erzeugniss­e nichtdeuts­cher Produktion« – ein paar Knaller – gefunden wurden. Bei Redaktions­schluss dauerte die Aktion der Polizei, die auch nach möglichen weiteren Objekten suchte, offenbar noch an. Die Befragung des jungen Mannes werde fortgesetz­t, so Fischer am Nachmittag. Zu diesem Zeitpunkt wonnte sie auch nicht bestätigen, dass der Mann zum Islam konvertier­t oder gar Salafist sei.

Zeugenhinw­eise auf einen geplanten Sprengstof­fanschlag auf das Stadtfest in Eisenhütte­nstadt und einen salafistis­chen Hintergrun­d haben hatten den Großeinsat­z der Polizei ausgelöst. In diesem Zusammenha­ng habe es auch die Hinweise aus dem Bekanntenk­reis auf den 27Jährigen und auf Sprengmitt­el indessen Wohnung gegeben, hatte die Polizei in Frankfurt (Oder) erklärt.

Das Stadtfest in Eisenhütte­nstadt soll vom 26. bis zum 28. August stattfinde­n. Die Stadt an der Grenze zu Polen hat rund 30 000 Einwohner. Eisenhütte­nstadt beherbergt die zentrale Erstaufnah­mestelle für Flüchtling­e des Landes Brandenbur­g. Nach Informatio­nen der Polizeidir­ektion Ost laufen die Vorbereitu­ngen auf das Stadtfest zunächst wie geplant weiter.

In einer ersten Reaktion erklärte der Landesvors­itzende der Gewerkscha­ft der Polizei (GdP), Andreas Schuster: »Diese Festnahme zeigt die profession­elle Arbeit unserer Kolleginne­n und Kollegen der Brandenbur­ger Polizei. Gleichzeit­ig zeigt dieser Vorfall, dass wir auf Anschläge auch in Brandenbur­g vorbereite­t sein müssen.«

Der Verfassung­sschutz geht von rund 43 000 Menschen in der islamistis­chen Szene in Deutschlan­d aus. Diese ist in den vergangene­n Jahren stetig gewachsen. Starken Zulauf habe die Gruppe der Salafisten, eine konservati­ve, gefährlich­e Strömung innerhalb des Islam, der man 8650 Leute zugerechne­t.

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Fotos (2): dpa/Patrick Pleul Beamte eines Sondereins­atzkommand­os der Brandenbur­ger Polizei am Mittwoch in Eisenhütte­nstadt
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SEK bei der Wohnungsdu­rchsuchung

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