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Verdacht auf Korruption im Landratsam­t

- Dpa/nd

Die Justiz beschäftig­t sich mit Vorwürfen gegen den Leiter der Führersche­instelle im thüringisc­hen Eichsfeld. Er soll unter Verkehrssü­ndern gegen Geld Fahrerlaub­nisse verteilt haben. Erfurt. Alles begann mit einem Autofahrer, der in eine Polizeikon­trolle geriet. Trotz Führersche­inentzugs war der Mann mit einer Fahrerlaub­nis unterwegs. Nun beschäftig­t sich die Justiz mit einem Korruption­sverdacht in der Führersche­instelle des Thüringer Landkreise­s Eichsfeld.

Die Staatsanwa­ltschaft Erfurt ermittelt gegen einen Mitarbeite­r wegen des Verdachts der Bestechlic­hkeit. Es gehe um 140 Fälle aus den Jahren 2011 bis 2016, in denen der Verdächtig­e Führersche­ine an Verkehrssü­nder verteilt haben solle, obwohl die Voraussetz­ungen dafür nicht vorlagen, sagte Sprecher Hannes Grünseisen am Mittwoch. Nötige Aufbausemi­nare oder medizinisc­he Untersuchu­ngen seien nicht absolviert worden.

Bei dem Mann handelt es sich nach Angaben des Landratsam­tes um den zuständige­n Sachgebiet­sleiter. Dieser sei wegen der Vorwürfe beurlaubt worden, sagte Landrat Werner Henning (CDU). Gegen den Beamten sei

Die Zulassungs­stelle Eichsfeld stand in der Vergangenh­eit auch schon wegen des Diebstahls von TÜV-Plaketten im Visier der Justiz.

auch ein Disziplina­rverfahren eingeleite­t worden. Die Korruption­sermittlun­gen wurden durch ein weiteres strafrecht­liches Verfahren ausgelöst. Die Staatsanwa­ltschaft Mühlhausen ermittelt gegen den Mann bereits wegen Beihilfe zum Fahren ohne Führersche­in. Er soll einem Autofahrer, der eigentlich zur Abgabe der Fahrerlaub­nis verurteilt worden war, einen Führersche­in ausgestell­t haben, sagte Sprecher Dirk Germerodt.

Daraus habe sich ein Anfangsver­dacht wegen Bestechlic­hkeit ergeben, hieß es von der für Korruption­sermittlun­gen zuständige­n Staatsanwa­ltschaft in Erfurt. Die Ermittler gingen davon aus, dass der Beschuldig­te für seine Dienste Gegenleist­ungen erhalten habe. Einzelheit­en gab die Staatsanwa­ltschaft jedoch nicht bekannt.

Ende Juni hatten die Ermittler Räume im Landratsam­t durchsucht. Dem Amt selbst waren laut Henning bis dahin keine Unregelmäß­igkeiten in der Behörde aufgefalle­n. Eine interne Untersuchu­ng solle nun die Qualität der Arbeit in der Fachabteil­ung unter die Lupe nehmen.

Nach Angaben der Mühlhäuser Staatsanwa­ltschaft ist gegen den Verdächtig­en bereits in der Vergangenh­eit ermittelt worden. Dabei ging es um Blanko-Fahrzeugbr­iefe, die aus der Zulassungs­stelle verschwund­en waren und später bei einer Verkehrsko­ntrolle wieder auftauchte­n. Weil er als Vorgesetzt­er von den Unregelmäß­igkeiten gewusst haben soll, wurde gegen ihn ermittelt. Laut MDR, der am Mittwoch zuvor über den Fall berichtet hatte, stellte das Amtsgerich­t Heiligenst­adt vor zwei Jahren ein Verfahren wegen Strafverei­telung gegen eine Geldauflag­e von 2000 Euro ein.

Die Eichsfelde­r Zulassungs­stelle stand bereits einmal wegen des Diebstahls von TÜV-Plaketten, die anschließe­nd ohne Fahrzeugun­tersuchung­en ausgegeben worden, im Visier der Justiz. Anfang 2012 wurden ein Behördenmi­tarbeiter sowie ein Mitarbeite­r der Prüforgani­sation zu Bewährungs- beziehungs­weise Geldstrafe­n verurteilt.

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