Endlich freiwildfrei
Die Tiroler Rechtsrocker geben ihr vorläufiges Ende bekannt. Und nehmen es gleich wieder ein bisschen zurück
Nach all den üblen Nachrichten, den täglichen Regenvorhersagen, Sigmar Gabriels täglichen Gimmicks sowie Fußball- und Olympiagetröte brachte das diesjährige Sommerloch zuletzt doch eine gute Neuigkeit. Auch wenn die heimatstolzen Powerchordschunkler von Frei.Wild auf ihrer Homepage schon mit »neuen Projekten und Werken« drohen, so wird doch im gleichen Text immerhin mitgeteilt, man sage »dann erst mal lebe-wohl Fangemeinde«(sic!). Worin die »neuen Projekte« bestehen, wollen die Herren nicht sagen, denn »zu viel zu wissen«, ließe »für alle den Spannungsbogen brechen«. Naja.
Jedenfalls gab der ellenlange Text, dessen wilder Metaphernsalat in seiner pathetischen Schmierigkeit stark an die Songtexte der Band erinnert, weitere Anlässe zur Hoffnung. Denn die zukünftigen Projekte, so heißt es, würden die Bandmitglieder »in andere, neue Gefilde«, »bisher unangetastete Dimensionen« und »in Richtung neue Horizonte« führen – alles fraglos Orte, an denen man sie gern sähe.
Mit einem Rückzug von Frei.Wild würde der deutschsprachige Rock/Pop-Mainstream eine seiner größten Nummern verlieren. Die Band, die im Fahrwasser der Böhsen Onkelz zu einer der erfolgreichsten deutschsprachigen Kapellen überhaupt wurde, bringt dafür auch alles mit: hinreichende Unmusikalität und gereimten Heimatnonsens (»Ja, un- ser Heimatland, es ist so wunderschön, das kann man auch an unseren Bergen sehn, sie ragen stolz zum Himmel hinauf, schon unsere Ahnen waren mächtig stolz darauf«), für die es im Land der Dichter und Denker statt von den Gitarre-, Schlagzeugund Deutschlehrerinnen eine hinter die Löffel kommerziellen Erfolg, sechs Goldene Schallplatten und einen »Echo« gibt. Letzteren zumindest in der richtigen Kategorie: »Gruppe Rock/Alternative National«.
Die Vorstellung, dass dieser Quatsch nun ein Ende haben würde, ist allerdings zu schön, um wahr zu sein.
So billig die Musik, so billig auch solche Marketing-Aktionen. Die großen Kämpfer gegen den Lügenjournalismus und für die Wahrheit ließen einen Tag nach ihrer großspurigen Ankündigung (»Wir hören auf...unser Herz«) via bild.de verlauten, sie würden nun doch nicht aufhören, »im Gegenteil. Wir holen nur etwas Luft, um dann mit voller Kraft in ein neues Kapitel zu starten.« Wo also andere Musiker einfach mitteilen, dass sie eine Pause einlegen, machen es die Blutund-Boden-Brüder nicht unter HarteMänner-Gesülze und Abschiedsroman. Auf drei noch ausstehenden »gigantischen Konzerten« würden »die Flammen des Geweihs noch ein weiteres Mal noch höher steigen« und so weiter, ehe es »erst mal in den Hintergrund« gehe.
Zumindest dürfte also eine kleine Weile freiwildfrei sein. Man freut sich in diesen Zeiten ja schon über Kleinigkeiten.
Wo andere Musiker einfach mitteilen, dass sie eine Pause einlegen, machen es die Blutund-Boden-Brüder nicht unter HarteMänner-Gesülze und Abschiedsroman.