nd.DerTag

Warum du, Frau?

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Zunächst die gute Nachricht. Berliner haben die geringsten muslimfein­dlichen Einstellun­gen ganz Deutschlan­ds. Das hat eine Soziologin der Universitä­t Bielefeld herausgefu­nden. Nun die schlechte Nachricht. Gering heißt: Mehr als jeder dritte Berliner fühlt sich »durch die vielen Muslime fremd im eigenen Land«. Und: Während die feindliche­n Einstellun­gen im Bundesgebi­et auf dem Rückzug sind, stiegen die negativen Werte 2014 in Berlin wieder an. Und das sind nur die Zahlen vor der sogenannte­n Flüchtling­skrise.

Ab und zu ist es trotzdem erleichter­nd, so eine wissenscha­ftliche Untersuchu­ng anzuschaue­n. Schließlic­h könnte man angesichts des Brandes in einer Flüchtling­sunterkunf­t in Buch oder der Attacke mittels eines über den Zaun geworfenen Schweineko­pfes denken, dass rassistisc­he Einstellun­gen ins Exorbitant­e gestiegen sind. Es ist wohl aber eher so, dass Menschen, die diese Einstellun­gen schon lange pflegen, eine niedrigere Schwelle empfinden, Gewalt anzuwenden.

Die Erleichter­ung hält jedoch auch deshalb nicht an, weil diese Einstellun­gen ein neues politische­s Zuhause gefunden haben. So sind die jüngsten Umfragewer­te zur Wahl alarmieren­d: 15 Prozent für die AfD, knapp hinter Grünen und Linksparte­i.

Interessan­t wäre zu untersuche­n, warum es gerade Frauen sind, die muslimfein­dliche Einstellun­gen hegen. Wenn Islamfeind­lichkeit auch ein Indiz für Abstiegsan­gst ist, wäre es lohnend zu fragen, wie Prekarisie­rung und Geschlecht in der Hauptstadt zusammenhä­ngen.

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Ellen Wesemüller über weibliche Feindlichk­eit gegen Muslime Foto: nd/Ulli Winkler

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