Saftladen!
Oft sind Brasilianer neidisch auf Rio, die »cidade maravilhosa«. Alle Welt schwärmt von den Stränden der »wunderbaren Stadt« und besingt die Sinnlichkeit ihrer Bewohner, während die restlichen 8000 Kilometer Atlantikküste, der afrikanisch geprägte Norden und das wilde Amazonasgebiet, meist unbeachtet bleiben. Zum Trost teilen alle Brasilianer aber die Gewissheit: Nirgendwo isst man so schlecht wie in Rio.
In den Botecos, den selten überhygienischen Stehbars, in denen auch drei, vier Tische aufgestellt sind, werden vor allem Küchlein und Pasteten angeboten, Fastfood für Cariocas: Pao de Queijo, ein fettiges Käsegebäck. Coxinha de galinha, frittierte Teigtaschen mit Hähnchenfleisch gefüllt. Wer Hähnchenfilet mit Reis und Gemüse bestellt, bekommt zum Fleisch unter Umständen Reis und Kartoffeln gereicht. Und zu allem Farofa: Maniokmehl, in Fett geröstet.
Nicht ganz zufällig machen die Straßenköche mit Spezialitäten aus anderen Regionen jeden Abend guten Umsatz: Suppenküchen aus dem Minais Gerais, Nudelküchen nach japanischem Vorbild, All-you-can-eat-Pizzerien. Besonders beliebt sind die Baianas: Frauen in weißen Kleidern, die aus dem afrikanisch geprägten Bahia kommen und Acarajé feilbieten: In Palmöl frittierte Bohnentaschen, gefüllt mit Maisbrei, Okra und Shrimps.
Unbestritten gut sind auch die »Lojas de Suco«: Fast an jeder Ecke gibt es einen »Laden des Saftes«, und die Auswahl an 50 Säften macht Mitteleuropäern die Auswahl schwer, besonders wenn der Trunk aus so rätselhaften Früchten wie Buriti, Jabuticaba, Umbu oder Jenipapo gemixt wird. Gesundheitsbewusst entscheide ich mich für die AçaíBeere, das Antioxidationswunder, das gegen Falten und Übergewicht wirken soll. Mit dem Plastikbecher proste ich dem Verkäufer zu: Auf diesen Saftladen!