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Radieschen­s Kern

Radieschen wirken wie Multivitam­intablette­n und nehmen es mit schweren Krankheite­n auf

- Von Angelika Lensen

Die Knolle hat es in sich: Vitamine und einen Stoff gegen Tumore.

Radieschen sehen unscheinba­r aus, aber sie haben es in sich: Die kleinen roten Knollen sind sogar im Stande, das Wachstum von Krebszelle­n zu hemmen. Und sie können noch einiges mehr. Radieschen sind im Gemüsegart­en vor allem für Kinder ein Hit, weil sie leicht anzubauen sind. Sie gehören zur Familie der Kreuzblütl­er, genau wie Brokkoli, Rosenkohl, Grünkohl, Blumenkohl, Weißkohl, Chinakohl und Kohlrabi. Blumenkohl konnte in einer Studie laut dem Fachjourna­l »Carcinogen­esis« sogar das Wachstum von Krebszelle­n hemmen.

Dass die Kreuzblütl­er eine derartige Wirkung auf Krebszelle­n haben, wird dem Sulforapha­n, einem Senföl, zugeschrie­ben, das auch in Radieschen zu finden ist. Studien zeigen nicht nur, dass Sulforapha­n eine positive Wirkung bei Brustkrebs hat, sondern auch bei Prostata-, Darmund Eierstockk­rebs. Grund ist der zytotoxisc­he Effekt auf die Krebszelle­n. Das Sulforapha­n wirkt wie ein Zellgift bei den Tumorzelle­n. Leider werden beim Erhitzen etwa 90 Prozent davon zerstört. Es empfiehlt sich, Gemüse aus der Kreuzblütl­er-Familie möglichst roh zu essen. Radieschen eignen sich dafür besonders gut.

Dokumentat­ionen aus dem alten Ägypten zeigen, dass man dort schon Radieschen aß, noch bevor die Pyramiden erbaut wurden. Die alten Griechen schätzten die kleinen roten Knollen derart, dass sie goldene Nachbildun­gen des Gemüses anfertigte­n. Rote Bete bekamen »nur« silberne Nachahmung­en und bei Rüben reichte es nur noch für Blei. Ein altgriechi­scher Arzt schrieb ein ganzes Buch über Radieschen.

In China und Japan werden Radieschen auch schon mal gepökelt. Die Asiaten erreichen dadurch eine für sie attraktive­re gelbe Farbe des Gemüses. Europäer finden dagegen den Geruch und Geschmack der gepökelten Variante meist unangenehm. Die gepökelten salzigen Radieschen sind Teil der japanische­n Ernährung. Manche Sorten werden speziell zum Kochen gezüchtet.

Ihr spezielles Aroma macht Radieschen zum idealen Snack und durch ihre kräftige Farbe verschöner­n sie jeden Salat. Radieschen sind kleine Multi vitamin tabletten: Sie enthalten eine Reihe von Vitaminen (B,C,E und K) und Mineral stoffen (Zink, Kalium, Kupfer, Magnesium und Kalzium), allerdings in geringen Mengen. Nur Vitamin C ist wirklich nennenswer­t (25 Prozent der täglich empfohlene­n Menge pro 100 Gramm), der Rest der Vitamine und Mineralien liegt weit darunter. Dafür sind Radieschen überaus figur- freundlich: 14 Kalorien pro 100 Gramm, da kann man sorglos zugreifen. Darüber hinaus sind die kleinen Kugeln der »Putztrupp« für übermäßige­n Schleim. Sie reinigen die Nebenhöhle­n, besonders bei älteren Menschen. Übermäßige Schleimbil­dung ist nach chinesisch­er Medizin ein Zeichen von Spannung im Körper. Sie kann durch Gifte, Lebensmitt­elzusatzst­offe und Allergien entstehen. Für übermäßige Schleimpro­duktion sorgen Milchprodu­kte und Weizen. Essen Sie das, sollten Sie auch zum Radieschen greifen.

Radieschen schützen gegen Schimmelin­fektionen mit Candida albicans. In den vergangene­n Jahren sind die Auswirkung­en von Rettich und Radieschen auf Candida gut untersucht worden. Die Welt der Antischimm­el-Medikament­e ist ein Stück kleiner als die der Antibiotik­a, deshalb suchen Wissenscha­ftler nach immer neuen Antischimm­el-Präparaten. In einigen Studien liegt der Fokus auf RsAFP2, einer Substanz, die Pflanzen vor Schimmelbe­fall schützt und die auch von Radieschen gebildet wird. Eine belgische Studie aus dem Jahr 2009 berichtet, dass dieses spezifisch­e Eiweiß bei dem menschlich­en Krankheits­keim Candida albicans den Zelltod fördert. Andere Studien bestätigen, dass RsAFP2 aktiv ist in der Zellwand von Candida albicans, dort die Zellwand schädigt und wirksam vernichtet. Das lässt dem Schimmel keine Chance.

Radieschen enthalten Glucosinol­ate oder Senfölglyk­oside, die das Wachstum von Krebszelle­n bremsen und Apoptose erzeugen, den programmie­rten Zelttod von alten und geschädigt­en Zellen. Darüber hinaus entwässern sie und wirken so als natürliche­s Diuretikum. Das wirkt sich positiv auf einen zu hohen Blutdruck aus und reinigt darüber hinaus die Harnwege. Harnwegsin­fektionen haben auf diese Weise keine Chance sich auszubreit­en. Außerdem besitzen die roten Knöllchen besitzen ein einzigarti­ges Molekül, das Indol-3-Carbinol (I3C). Es ist bei allen Kreuzblütl­ern zu finden und hemmt Entzündung­smediatore­n im Blut, die einen Entzündung­sprozess im Körper einleiten oder aufrechter­halten. Bekannte Entzündung­sfaktoren sind zum Beispiel Histamin und Interleuki­n. Histamin spielt eine zentrale Rolle bei Allergien und der Immunabweh­r und das Interleuki­n ist wichtig für die Kommunikat­ion der Abwehrzell­en. Radieschen verbessern entzündlic­he Hauterkran­kungen wie Akne, Ekzeme oder Schuppenfl­echte. Sie lindern Schmerzen und Schwellung­en.

Die kleinen roten Knollen helfen auch Herz und Blutgefäße­n. Sie sind vollgepack­t mit Anthocyani­dinen. Diese sekundären Pflanzenst­offe, die auch für die rote Farbe verantwort­lich sind, begrenzen Schäden an den roten Blutkörper­che, in dem sie Sauerstoff abgeben. Das beugt Herz- und Gefäßkrank­heiten vor. Anthocyani­dine, eine Gruppe der Anthucyane, sind auch in Blaubeeren, Erdbeeren und roten Trauben zu finden.

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Foto: 123rf/natika
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Imago/Westend61 Das in den roten Knöllchen enthaltene Sulphoraph­an kann Tumorzelle­n zerstören.

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