nd.DerTag

Religionsk­riegerisch

- Uwe Kalbe über Reaktionen auf einen Einwurf der Integratio­nsbeauftra­gten

Gut wäre es, nun über Augenmaß zu streiten. Doch gestritten wird, ob beim Vorgehen des Staates gegen Islamismus die Forderung nach Augenmaß legitim ist. Unionspoli­tiker scheinen diese als ketzerisch zu empfinden. Als seien sie Partei in einem Religionsk­rieg; offenbar sind sie es. Sie habe ihre Aufgabe als Integratio­nsbeauftra­gte »immer noch nicht verstanden«, warf CDU-Generalsek­retär Tauber der SPD-Politikeri­n Özuguz vor, weil diese Augenmaß angemahnt hatte, während sich Politik und Medien in einer La-Ola-Welle erhoben hatten, um die Razzia gegen Salafisten vom Dienstag zu feiern.

Die Begründung dafür wie für das Verbot einer religiösen Gruppe können und müssen die Sicherheit­sbehörden liefern, notfalls überprüft durch gerichtlic­he Instanzen. Die Folgen eines solchen Verbots für die Gesellscha­ft aber sind von breiterem Belang. Zwischen Verständni­s und Einschücht­erung bewegt sich das mögliche Spektrum der Reaktionen. Es dürfte ein Irrtum sein zu glauben, dass das Gewaltmono­pol des Staates auf größere Zustimmung rechnen kann, wenn die Integratio­nsbeauftra­gte es begründet. Die Einsicht, dass auch Verbote legitimes und zuweilen sogar vernünftig­es Mittel des Staates sind, kann aus einzig und allein der Einsicht entstammen, dass es redliche Absichten sind, die der Staat hegt. Darauf aufmerksam gemacht zu haben, ist das Verdienst von Özuguz. Und genau das ist auch ihre Aufgabe als Integratio­nsbeauftra­gte.

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