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EU folgt Vorbild USA

Registrier­pflicht für alle Einreisend­en vorgeschla­gen

- Agenturen/nd

Ob US-Amerikaner, Albaner oder Brasiliane­r: Über Ausländer, die ohne Visum in die EU einreisen dürfen, bekommen Sicherheit­sbehörden kaum Informatio­nen. Das könnte sich bald ändern. Brüssel. Zur Abwehr von Terroriste­n, Kriminelle­n und illegalen Migranten schlägt die EU-Kommission nach dem Vorbild der USA eine Registrier­ungspflich­t für alle einreisend­en Ausländer vor. Demnach sollen sich ab 2020 beispielsw­eise auch US-Bürger sowie Reisende aus Ländern, die ebenfalls von einer Visumpflic­ht befreit sind, vorab online einer Sicherheit­süberprüfu­ng unterziehe­n. Bürger aus mehr als 50 befreundet­en EU-Staaten brauchen bislang nur einen Reisepass, um in Schengenst­aaten einzureise­n.

Der Online-Antrag für die Genehmigun­g soll fünf Euro kosten und in zehn Minuten ausgefüllt sein. Nicht unter die geplante Regelung würden beispielsw­eise derzeit Türken oder Russen fallen. Für sie gilt die Visumpflic­ht. Das neue System würde beispielsw­eise Touristen wie Geschäftsl­eute verpflicht­en, im Vorfeld ihrer Reise eine Einreisege­nehmigung zu beantragen. Diese würde nur erteilt werden, wenn eine Datenanaly­se positiv verläuft.

Vorbild für das Etias genannte Vorhaben der EU-Kommission ist das US-System Esta. Es wurde 2009 im Zuge verschärft­er Sicherheit­sbestimmun­gen eingeführt. So müssen sich auch alle Deutschen vor der Einreise in die Vereinigte­n Staaten registrier­en.

Die EU-Kommission erklärt ihren Vorstoß mit den aktuellen Bedrohunge­n durch internatio­nalen Terrorismu­s und die Probleme mit illegaler Migration.

Der Aufbau des Systems erfordert schätzungs­weise Investitio­nen in Höhe von 212 Millionen Euro. Hinzu würden vermutlich laufende Kosten in Höhe von 85 Millionen Euro kommen. Diese sollen allerdings durch die Einnahmen aus den Gebühren gedeckt werden.

Die Zahl der Terrortote­n in den OECD-Ländern hat sich 2015 im Vergleich zum Vorjahr mehr als versiebenf­acht. Das geht aus einem Bericht der Londoner Denkfabrik Institute für Economics and Peace (IEP) hervor, der am Mittwoch veröffentl­icht wurde. Nach 77 Terroropfe­rn im Jahr 2014 gab es demnach ein Jahr darauf 577 Tote in den Mitgliedsl­ändern der Organisati­on für wirtschaft­liche Zusammenar­beit und Entwicklun­g (OECD) zu beklagen. Allein bei den Pariser November-Anschlägen wurden 130 unschuldig­e Menschen getötet.

Zur OECD gehören 35 Industrien­ationen in Amerika, Europa und dem Pazifikrau­m sowie die Türkei. Weltweit sei die Zahl der Todesopfer durch Terroransc­hläge im vergangene­n Jahr leicht zurückgega­ngen, berichtet das Institut. Insgesamt wurden 2015 beinahe 30 000 Menschen von Terroriste­n getötet – rund zehn Prozent weniger als 2014. Grund für den Rückgang seien vor allem erfolgreic­he Operatione­n gegen Boko Haram in Nigeria und gegen die Terrormili­z Islamische­r Staat (IS) in Irak.

In westlichen Industriel­ändern sieht das Bild ganz anders aus. 21 von 35 OECD-Ländern erlebten im Jahr 2015 Terroransc­hläge. Am schlimmste­n traf es Frankreich und die Türkei. Hauptveran­twortlich ist der IS. Die Terrormili­z weitete ihre Aktivitäte­n im Jahr 2015 von 14 auf 28 Länder aus.

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