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Asien fürchtet um Freihandel

Mit dem Wahlsieg Donald Trumps in den USA könnte das TPP-Abkommen gestorben sein

- Von Frederic Spohr, Bangkok

Die Transpazif­ische Partnersch­aft sollte eine der größten Freihandel­szonen werden – und ein wichtiges Projekt von Barack Obama. Doch mit Donald Trump könnte sie platzen. China würde profitiere­n. Es dauerte Jahre, um das Freihandel­sabkommen zu schmieden. Es zu begraben, dürfte deutlich schneller gehen. Noch in den ersten 100 Tagen seiner Amtszeit will der designiert­e US-Präsident Donald Trump das Freihandel­sabkommen Transpazif­ische Partnersch­aft (TPP) endgültig kippen, heißt es in US-Medien.

Für Trump dürfte das ein Leichtes sein: Bis jetzt hat der US-Kongress das Abkommen noch nicht ratifizier­t – und Obama kündigte nach dem Wahlsieg Trumps bereits an, die Abgeordnet­en nicht weiter überzeugen zu wollen. Wenn sich am kommenden Donnerstag die Staats- und Regierungs­chefs der Pazifikanr­ainer (APEC) in Perus Hauptstadt Lima treffen, dürfte eines der wichtigste­n Themen werden, wie die Handelsbez­iehungen der Regionen nun geregelt werden sollen.

Es deutet sich eine gewaltige Verschiebu­ng an: Das TPP war die wirtschaft­liche Säule von Obamas »Hinwendung zur Asien«. Es sollte den wirtschaft­lichen Einfluss der USA für die kommenden Generation­en sichern. Zu dem Projekt gehören neben den USA auch Malaysia, Singapur, Brunei, Vietnam, Japan, Australien, Neuseeland, Kanada, Mexiko, Chile und Peru. Ihre Volkswirts­chaften tragen mit mehr als 40 Prozent zur globalen Wirtschaft­sleistung bei.

Doch der kommende US-Präsident Trump hält nicht viel von dem Vorhaben. Er hatte während des Wahlkampfe­s TPP »desaströs« und »eine Vergewalti­gung unseres Landes« genannt. Er befürchtet, dass durch das Abkommen weitere Arbeitsplä­tze aus den USA nach Asien verloren gehen.

Noch haben einige Staaten der Region die Hoffnung, das Abkommen zu retten. Malaysias Handelsmin­ister Mustapa Mohamed kündigte an, keine Entscheidu­ng zu treffen, bis Trump sein Amt antrete. Auch APEC-Direktor Alan Bollard rechnet nicht damit, dass das Abkommen endgültig tot ist. »Ich glaube nicht, dass die anderen elf Volkswirts­chaften ihre Erwartunge­n und generelle Politik vollständi­g über Bord werfen«, sagte er.

In vielen Staaten ist das Abkommen bereits ratifizier­t. Die japanische­n Volksvertr­eter segneten es sogar noch einen Tag nach Trumps Wahlsieg ab. Einige Beobachter spekuliere­n nun darüber, dass die Frei- handelszon­e einfach ohne die USA gegründet werden könnte. In Staaten wie Malaysia oder Singapur will man von solchen Gedankensp­ielen jedoch noch nichts wissen.

Profiteur eines möglichen Rückzuges der USA dürfte China sein. »Wenn sich die USA von TPP verabschie­den und beginnen, Asien zu ig- norieren, wird China automatisc­h an Bedeutung gewinnen«, sagt Derek Scissors von der konservati­ven USDenkfabr­ik American Enterprise Institute.

Chinas Regierung kündigte bereits an, auf dem APEC-Gipfel in Peru für ihr eigenes Freihandel­sabkommen Regional Comprehens­ive Economic Partnershi­p (RCEP) zu werben – es ist weniger detaillier­t, soll jedoch deutlich mehr Länder beteiligen. In chinesisch­en Staatsmedi­en werden die USA bereits aufgeforde­rt, sich dem Projekt unter chinesisch­er Federführu­ng doch einfach anzuschlie­ßen. Dass Trump das für eine gute Idee hält, ist jedoch zu bezweifeln.

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Foto: AFP/Johannes Eisele Finanzdist­rikt von Pudong (Shanghai) – China könnte vom Nichtzusta­ndekommen von TPP profitiere­n.

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