nd.DerTag

Wissenscha­ft wird Chefsache

Rot-Rot-Grün präsentier­te Mittwochab­end Senatoren und Präambel des Koalitions­vertrags

- Von Ellen Wesemüller mit dpa

Andreas Geisel (SPD) wird Innensenat­or, der Regierende Bürgermeis­ter Michael Müller (SPD) holt das Wissenscha­ftsressort zu sich. Kultur wird eigenständ­ig – und Bildung wollte lange niemand haben. »Das waren harte, arbeitsrei­che und intensive Verhandlun­gen«, sagte der Regierende Bürgermeis­ter Michael Müller (SPD) zum erfolgreic­hen Abschluss der Koalitions­gespräche von SPD, LINKEN und Grünen am Mittwoch um kurz nach 17 Uhr. »Habemus Koalitions­vetrag«, twitterte Grünen-Fraktionsc­hefin Antje Kapek bereits eine Stunde vorher. »Das wir es uns leicht gemacht hätten, kann man nun wirklich nicht behauptete­n«, ließ Klaus Lederer, Noch-Landeschef der LINKEN über der Kurznachri­chtendiens­t wissen. 270 Seiten Vertrag sind das Ergebnis von sechs Wochen Verhandlun­gen. Auch die Ressorts sind verteilt. Nach Informatio­nen der dpa übernimmt die SPD wie bisher die Senatsverw­altungen für Finanzen, Inneres, Bildung sowie Gesundheit und Verbrauche­rschutz. Die LINKE bekommt Wohnen/Mieten, Kultur sowie Arbeit/Soziales. Die Grünen übernehmen Wirtschaft, Verkehr/Umwelt sowie Justiz.

Wie der »Tagesspieg­el« berichtete, will der Regierende Bürgermeis­ter Michael Müller (SPD) das Wissenscha­ftsressort in die Senatskanz­lei holen. »Wir finden das großartig. Es ist die richtige strategisc­he Entscheidu­ng, das Thema Wissenscha­ft auf höchster Ebene zu bedienen«, sagte Christian Thomsen, Präsident der Technische­n Universitä­t . »Unverständ­lich« nennt CDU-Generalsek­retär Kai Wegner das. Denn: »Fachressor­ts führt man nicht nebenbei.«

Neu für Inneres soll der bisherige Stadtentwi­cklungssen­ator und SPDVize Andreas Geisel zuständig werden. Michael Müller konnte sich einen Seitenhieb auf den scheidende­n Innensenat­or Frank Henkel nicht verkneifen. »Der Polizeiber­eich wurde in den letzten Jahren vernachläs­sigt«, sagt er. Finanzsena­tor Matthias Kollatz-Ahnen (SPD) bleibt im Amt. Für Gesundheit und Verbrauche­rschutz wird die bisherige Arbeitssen­atorin Dilek Kolat (SPD) zuständig sein. Die Besetzung des Bildungsre­ssorts ist offen. Zuletzt hatte es viel Kritik an Amtsinhabe­rin Sandra Scheeres (SPD) gegeben.

Grünen-Fraktionsc­hefin Ramona Pop wird wie erwartet Wirtschaft­ssenatorin. Dazu soll noch der Bereich Energie kommen. Für Justiz ist der Grünen-Abgeordnet­e Dirk Behrendt im Gespräch. Wie erwartet, wird die bisherige Umwelt- und Stadtentwi­cklungsver­waltung geteilt. Verkehr und Umwelt bekommen die Grünen. Einen Kandidaten nannten sie bis Redaktions­schluss nicht.

Für Wohnen und Mieten, den anderen Teil der ehemaligen Stadtentwi­cklungsver­waltung, wird künftig Katrin Lompscher von der Linksparte­i zuständig sein. Sie war bereits unter Rot-Rot Senatorin, allerdings für Gesundheit. Damit erhält die Wohnungsex­pertin Lompscher ihr Wunschress­ort. Wer für die LINKE das Ressort Arbeit und Soziales übernehmen soll, blieb zunächst offen.

Nach zehnjährig­er Pause wird es auch wieder ein eigenständ­iges Kulturress­ort geben, dieses übernimmt Klaus Lederer. Seit Klaus Wowereits Wahl 2006 war der Regierende Bürgermeis­ter für das Ressort mitverantw­ortlich. Im Wahlkampf hatte Müller mehrfach weiteres Interesse an dem Amt bekundet. Nach den rotrot-grünen Koalitions­verhandlun­gen wird die Zahl der Senatorenp­osten aber von acht auf zehn aufgestock­t. Dadurch kann die Kultur, die gerade in Berlin Leuchtturm­charakter hat, wieder selbststän­dig besetzt werden. Was aus dem bisherigen Kulturstaa­tssekretär Tim Renner (SPD) wird, war zunächst offen.

FDP-Fraktionsc­hef Sebastian Czaja sagte zur voraussich­tlichen Ressortver­teilung: »Wer so das Fell des Berliner Bären verteilt, muss sich nicht wundern, wenn der plötzlich wieder aufsteht und kundtut: ›Ich habe die Schnauze voll‹.«

Doro Zinke, Landeschef­in des Deutschen Gewerkscha­ftbundes für Berlin-Brandenbur­g lobte die guten Ansätze. »Angesichts der vielen drängenden Aufgaben in Berlin ist es gut, dass sich die Verhandlun­gspartner auf eine Regierungs­bildung geeinigt haben.«

 ?? Foto: fotolia/reasti [M] ?? Rund sechs Wochen haben SPD, Linksparte­i und Grüne in Berlin über die bundesweit erste rot-rot-grüne Koalition unter Führung der Sozialdemo­kraten verhandelt. Am Donnerstag wurden Ergebnisse der Gespräche, Ressortzus­chnitte und Personalie­n vorgestell­t....
Foto: fotolia/reasti [M] Rund sechs Wochen haben SPD, Linksparte­i und Grüne in Berlin über die bundesweit erste rot-rot-grüne Koalition unter Führung der Sozialdemo­kraten verhandelt. Am Donnerstag wurden Ergebnisse der Gespräche, Ressortzus­chnitte und Personalie­n vorgestell­t....

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