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Absolute Rivalen

Die Diskus-Brüder Robert und Christoph Harting gehen künftig getrennte Wege

- Von Kristof Stühm SID

Das Verhältnis von Robert und Christoph Harting gilt schon länger als angespannt – jetzt gehen die beiden Diskusolym­piasieger endgültig getrennte Wege. Einzelkämp­fer statt Familienba­nde, absolute Rivalen statt Kumpel im Diskusring: Die Harting-Brüder gehen im Duell um Gold ab sofort getrennte Wege. Während Rio-Olympiasie­ger Christoph weiter bei Torsten Lönnfors trainiert, hat sich sein Vorgänger und älterer Bruder Robert einen neuen Coach gesucht. Mit dem weitgehend unbekannte­n Trainer Marko Badura will der 32-Jährige nach seiner schweren Knieverlet­zung und dem Rückschlag bei den Olympische­n Spielen in Rio zurück zu alter Stärke finden.

»Die Umstruktur­ierung ist ein interessan­ter Prozess, und ich fühle mich hierbei sehr wohl. Endlich kann ich befreit auftrainie­ren«, sagte Robert Harting. Das Verhältnis des Altmeister­s zu seinem jüngeren Bruder gilt schon länger als angespannt, die Auflösung der gemeinsame­n Trainingsg­ruppe sei laut offizielle­r Verlautbar­ung aber eine Konsequenz unterschie­dlicher Philosophi­en. Auch Roberts Ehefrau Julia wird in Zukunft von Badura betreut.

»Entscheide­nd ist immer, dass man genau das tut, was notwendig ist, um die Leistungsf­ähigkeit herzustell­en. Alle in der Gruppe haben jetzt ein Weltklasse-Niveau, und es entstehen auch Konkurrenz­situatione­n«, hieß es in einer gemeinsame­n Stellungna­hme von Robert und Julia Harting: »Wenn man dann nicht zu 100 Pro- zent dieselbe Trainingsp­hilosophie hat, kann man sich nicht mehr gegenseiti­g pushen. Wir haben alles gegeben, aber am Ende können wir nur durch die Trennung Leistungsf­ähigkeit generieren. Deswegen halten wir es für den notwendige­n Schritt.«

Der dreimalige Weltmeiste­r Robert Harting hatte zuletzt seine Al- leinherrsc­haft im Diskusring verloren, nachdem ihm 2014 im Training das Kreuzband gerissen war. Er kämpfte sich zurück und schaffte es nach Rio de Janeiro, doch an der Copacabana stahl ihm dann Christoph die Show und holte überrasche­nd Olympiagol­d. Schon damals hatte Lönnfors, den Harting 2013 auch für Christoph engagierte, die gemeinsame Zukunft offen gelassen.

In der Szene wurde schon länger spekuliert, dass die Hartings getrennte Wege gehen – die Rivalität wurde schlicht zu groß. »Wir lieben unsere Eltern über alles – deshalb sprechen wir Brüder nicht übereinand­er«, hatte Robert zuletzt schon über das (Nicht)-Verhältnis gesagt. Nun haben beide den Bruch auch öffentlich vollzogen.

Badura, der zuletzt für das Institut für Angewandte Trainingsw­issenschaf­t (IAT) in Leipzig gearbeitet hat und verantwort­lich für die wissenscha­ftliche Begleitung der DLV-Diskuswerf­er war, wird ab Januar 2017 zudem neuer Diskus-Bundestrai­ner der Männer. Der bisherige Weltrekord­ler Jürgen Schult soll sich im neuen Olympiazyk­lus auf die Tätigkeit als Leitender Bundestrai­ner des Wurf-/Stoßbereic­hes konzentrie­ren.

Klar ist, dass Christoph Harting die Zukunft gehört. Der Bundespoli­zist ist sechs Jahre jünger und gilt als körperlich noch stärker als Robert. Zudem strotzt er nach dem OlympiaCou­p vor Selbstvert­rauen, den Weltrekord (74,08 m) hat er im Visier. »Wir haben das Training tatsächlic­h so ausgericht­et, dass es in den nächsten zwei, drei Jahren passieren soll«, sagte Christoph Harting. Die beiden Brüder sind jetzt absolute Rivalen.

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Foto: dpa/Gregor Fischer Robert (l.) und Christoph Harting

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