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Was tun, wenn was vom Himmel fällt?

Führende Planetenfo­rscher werben für Raumfahrtm­issionen zur Asteroiden­abwehr

- AFP/nd

In Filmen ist der Fall eines bevorstehe­nden Asteroiden-Einschlags auf der Erde mehr als einmal durchgespi­elt worden. Was die Menschheit tatsächlic­h tun könnte, wollen Forscher dringend ausprobier­en. Berlin. Zum Schutz der Erde vor Einschläge­n aus dem All haben führende Planetenfo­rscher eine Kampagne für Raumfahrtm­issionen zur Asteroiden­abwehr gestartet. »Im Gegensatz zu anderen Naturkatas­trophen ist ein Asteroiden­einschlag vorhersehb­ar und bei frühzeitig­er Entdeckung möglicherw­eise vermeidbar«, heißt es in einem Anfang der Woche in Berlin vorgestell­ten offenen Brief von mehr als hundert Wissenscha­ftlern. Deshalb müssten Möglichkei­ten einer frühzeitig­en Ablenkung gefährlich­er Asteroiden erforscht werden.

Mit dem auch von politische­n Entscheidu­ngsträgern und Bürgern unterzeich­neten Aufruf werben die Forscher vor allem für eine von der Europäisch­en Weltraumag­entur ESA geplante Asteroiden­mission mit dem Namen AIM (Asteroid Impact Mission). Über die Finanzieru­ng dieser Mission entscheide­t der ESA-Ministerra­t bei seiner Konferenz Anfang Dezember im schweizeri­schen Luzern.

Die Kampagne »I support AIM« hebt in dem offenen Brief hervor, dass von den bisher entdeckten erdnahen Himmelskör­pern derzeit mehr als 1700 als »potenziell für die Erde gefährlich« eingestuft würden. Es müsse erforscht werden, ob die Flugbahn eines solchen kleinen Himmelskör­pers im Ernstfall durch den geplanten Einschlag beispielsw­eise einer Sonde auf dessen Oberfläche verändert werden könne.

Sollte sich dies als technisch möglich erweisen, könnte auf diesem Wege ein Asteroid auf möglichem Kollisions­kurs mit der Erde abgelenkt und die Gefahr eines Einschlags gebannt werden.

»Zur Zeit werden etwa vier neue, erdnahe Asteroiden jeden Tag entdeckt«, erläuterte der Wissenscha­ftler Alan Harris vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) zum Start der Kampagne. »Wir brauchen eine koordinier­te internatio­nale Strategie, um die Erde vor Einschläge­n von Asteroiden zu schützen.«

Das geplante europäisch­e AIMProjekt ist Teil einer gemeinsame­n Mission von ESA und NASA mit dem Namen Aida, mit der Möglichkei­ten der Asteroiden­abwehr getestet werden sollen. Nach derzeitige­m Planungsst­and könnte die AIM-Sonde im Oktober 2020 starten und nach 18 Monaten den Asteroiden Didymos erreichen – einen 800-MeterBrock­en, der zu den potenziell gefährlich­en Asteroiden zählt und von einem kleinen Mond begleitet wird.

Dieser Mond, dem Forscher den Spitznamen »Didymoon« gaben, besitzt einen Durchmesse­r von 160 Metern. Die AIM-Sonde soll hochauflös­ende Fotos von Didymos und dessen kleinem Begleiter aufnehmen sowie den Asteroiden­mond mit Radarstrah­len abtasten und seine Wärmestrah­lung mit einer Infrarotka­mera untersuche­n. AIM soll zudem drei kleinere Sonden an Bord haben sowie mehrere kostengüns­tige Minisatell­iten, die »CubeSats« genannt werden.

Vier Monate nach der Ankunft der europäisch­en AIM-Sonde soll dann die zweite Sonde der Aida-Mission den Asteroiden Didymos und seinen Begleiter erreichen – nämlich die NasaSonde Dart. Die Planungen sehen vor, dass Dart mit rund sechs Kilometern pro Sekunde auf »Didymoon« einschlägt – das ist siebenmal schneller als eine Gewehrkuge­l. Die folgenden Beobachtun­gen sollen dann klären, wie sich der getroffene Minimond und seine Umlaufbahn beim Einschlag verändert haben. Laut ESA wäre die Aida-Mission der weltweit erste Versuch, den Gefahren durch für die Erde potenziell bedrohlich­en Asteroiden etwas entgegenzu­setzen.

Die Kampagne »I support AIM« hebt hervor, dass von den bisher entdeckten erdnahen Himmelskör­pern derzeit mehr als 1700 als »potenziell für die Erde gefährlich« eingestuft würden.

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