Gier nach Boni
Gescheiterte Vorstände sollen Zulagen an die Deutsche Bank zurückzahlen
Neue Vergütungsregeln sollen Boni für Manager stärker an den wirtschaftlichen Erfolg binden. Einfach wird das nicht. Die Deutsche Bank wird von milliardenschweren Rechtsstreitigkeiten vor allem in den USA belastet. Nun sollen elf ehemalige Top-Manager Buße tun – darunter drei Ex-Vorstandschefs. Die Großbank will offenbar Boni in Millionenhöhe zurückfordern. Betroffen seien die Ex-Vorstandschefs Anshu Jain, Josef Ackermann und Jürgen Fitschen, so die »Süddeutsche Zeitung«. Ein Sprecher der Bank wollte das nicht kommentieren.
Die höchste Summe will die Bank von Jain einholen. Er leitete früher das Investmentbanking und war von 2012 bis 2015 Co-Chef der Bank. Von dem früheren Vorstandsvorsitzenden hält der Aufsichtsrat laut Geschäftsbericht noch 125 000 Aktien zurück. Bei dem jetzigen (schwachen) Börsenkurs entspricht dies rund fünf Millionen Euro. Insgesamt soll Jain während seiner Zeit bei dem Institut über 300 Millionen Euro kassiert haben.
Die Deutsche Bank prüft nach Medienberichten, in welchem Ausmaß Boni gestrichen werden können, die noch nicht ausgezahlt wurden. Es geht aber vor allem darum, dass das Institut bereits ausgezahlte Boni zurückfordert. Dies ist auch in Deutschland ab Januar 2017 möglich.
In den USA hatte erst Ende September der Chef der Großbank Wells Fargo, John Stumpf, auf 41 Millionen Dollar an zugeteilten Boni verzichten müssen. Hintergrund waren dubiose Geschäftspraktiken. Tausende Mitarbeiter der Bank sollen Kunden über Jahre systematisch zum Kauf teurer Finanzprodukte überredet haben.
Boni für riskante Finanzgeschäfte gelten als ein Grund für die Finanzkrise, die 2007/2008 die Weltwirtschaft an den Rand des Abgrundes brachte. Kurzfristige Erfolge bei spekulativen Anlagen in Aktien und anderen Wertpapieren waren bis dahin mit üppigen Erfolgsprämien für die Bosse und Investmentbanker belohnt worden. Dies förderte die Bereitschaft, sehr riskante Geschäfte zu tätigen. Gingen diese bald darauf schief, hatten die Banker privat längst abkassiert. Den Schaden trug das Fi- nanzinstitut. So zahlte die größte deutsche Bank sogar seit der Finanzkrise noch Erfolgsprämien von über 24 Milliarden Euro aus. An Dividende an die Anteilseigner flossen dagegen nur 4 Milliarden Euro.
Aus der Boni-Gier haben viele Geldgiganten dennoch gelernt. Zwar sind die Einkommen der Bankspitzen immer noch sehr hoch. Aber die Erfolgsprämien sind stärker an nachhaltige Erfolge gekoppelt als früher. Bei der Deutschen Bank werden mittels dem »Long-Term Performance Award« Boni an mittel- und langfristige geschäftspolitische und strategische Ziele gekoppelt. Den Aktionären ging die Neuregelung allerdings nicht weit genug. Auf der Hauptversammlung im Mai lehnten sie die neuen Vorstandsgehälter ab.
Überdurchschnittlich gut verdient wird an der Spitze weiterhin: Das Grundgehalt des Vorstandsvorsitzenden John Cryan beträgt nach dem neuen System 3,8 Millionen Euro. Mit Boni und Altersvorsorge kann er 2016 theoretisch eine Obergrenze von 12,5 Millionen Euro erreichen. Die dürfte er aber bei weitem nicht schaffen. Die Deutsche Bank steckt in einer tiefen Krise. Vor allem teure Altlasten aus dem Investmentgeschäft machen dem Konzern zu schaffen. Das Jahr 2015 brachte für die Bank einen Rekordverlust von 6,8 Milliarden Euro. Rote Zahlen für das laufende Jahr schließt der Vorstand nicht aus. Derzeit ringt die Bank mit der US-Justiz um einen Vergleich für umstrittene Hypothekengeschäfte aus der Zeit der jüngsten Finanzkrise. Dem angeschlagenen Geldhaus droht eine Strafe von umgerechnet über 13 Milliarden Euro.
Trotz des Rekordverlusts stieg die Gesamtvergütung für die rund hunderttausend Beschäftigten der Deutschen Bank im vergangenen Jahr auf 10,5 Milliarden Euro. Allein zwei Milliarden Euro davon sahnten die rund 2000 Top-Banker des Hauses ab.
Hierzulande ändert die Finanzaufsicht BaFin gerade die sogenannte Institutsvergütungsverordnung. Sie folgt damit den Empfehlungen der Europäischen Bankenaufsicht (EBA) in London. Dadurch werden die Vergütungsregeln auch hierzulande strenger. Die wichtigste Neuerung ist die Rückforderung bereits ausgezahlter Boni. Das reicht aber noch lange nicht.