Obamas Abschied
Nesawissimaja Gaseta, Russland Kein Sprecher Trumps
Obama will den europäischen NATO-Partnern der USA das Gefühl der Kontinuität vermitteln. Eine Schwächung der transatlantischen Allianz werde es auch unter Trump nicht geben. Aber diese Ankündigungen haben jegliche Bedeutung verloren. Schließlich hat nicht Obamas Parteifreundin Clinton die Wahl gewonnen, sondern deren Gegner Trump – und für den kann der scheidende Präsident nicht sprechen.
Pravda, Slowakei Irrweg TTIP
Wenn Obama Merkel politisch stärken wollte und wenn Merkel zeigen wollte, warum die Zusammenarbeit zwischen Europa und den USA gerade nach dem Wahlsieg von Trump so wichtig ist, dann haben sie mit der Betonung des Freihandels den unmöglichsten Weg dafür gewählt. Indem sie sich an TTIP festklammern, helfen sie weder Europa noch den USA und auch nicht sich selbst. Das ist nur Wasser auf die Mühlen der europäischen Trumps, denen wenig an den Menschen liegt, die aber dafür genau spüren, wogegen es sich zu protestieren lohnt.
Politika, Serbien Merkels vierte Kandidatur
Als der noch-Präsident Barack Obama seine letzte Europareise als amerikanischer Staatspräsident angekündigt hat, hieß es auf einmal, dass Obama der deutschen Bundeskanzlerin sozusagen den Staffel-Stab übergeben wird und dass nur sie zurzeit würdig ist, die symbolische Rolle als »Anführerin der freien Welt« zu übernehmen. Inzwischen, nach den gestrigen Worten von Barack Obama in Berlin, kann man sich kaum vorstellen, dass Angela Merkel nicht offiziell zum vierten Mal ihre Kanzlerkandidatur ankündigen wird.
The Guardian, Großbritannien Düstere Vorahnungen
Obamas Drei-Tage-Besuch in Europa wird unweigerlich überschattet von Trumps Wahlsieg. Dessen Werte stehen in starkem Kontrast zu jenen, die die beiden Kontinente seit 1945 zusammengehalten haben. Seine Aussagen im Wahlkampf ha- ben das Vertrauen Europas in die USA zutiefst erschüttert. Trumps Sieg hat den Charakter von Obamas Reise nach Europa völlig verändert. Dem scheidenden Präsidenten geht es nun vor allem um Schadensbegrenzung. Was er noch im April so voller Selbstvertrauen über das Bündnis Amerikas mit den Völkern Europas gesagt hat, scheint nun zerbrechlich und ungewiss zu sein. Obamas Charme kann nicht verbergen, dass seine Abschiedsreise nach Europa mehr düstere Vorahnungen als Optimismus verbreitet.
La Republicca, Italien Politische Leidenschaft
Die Verteidigung der Demokratie, die zugleich eine Verteidigung der eigenen acht Jahr Präsidentschaft ist, wird in einem Moment ausgesprochen, in dem die von Obama dargelegten pluralistischen und demokratischen Prinzipien weltweit angegriffen und beschädigt werden. Obama ist von jemandem besiegt worden, der nicht nur als Anti-Obama definiert werden kann, sondern als antidemokratisch und illiberal bezeichnet werden muss. Die Niederlage Obamas ist die Niederlage des großen Projekts der liberalen Demokratie, des sozialen Kapitalismus. Wie die Basis für eine politische, moralischen Genesung geschaffen werden kann, ist schwer vorstellbar – eines ist sicher: Die Demokratie kann ihre Feinde, sowohl die Gewalttäter als auch die Betrüger, nicht nur auf Basis intellektueller Überlegenheit besiegen. Es bedarf auch politischer Leidenschaft.
La Vanguardia, Spanien Weltweit hohes Ansehen
Griechenland, Deutschland und Peru: Das sind die Stationen, die Obama für seinen Abschied gewählt hat und um seine Verbündeten zu beruhigen. Er mag Fehler begangen haben, vor allem im Nahen Osten, und er hat sich Russland gegenüber schwach gezeigt. Aber niemand wird bezweifeln, dass er weniger kriegerisch auftrat als sein Vorgänger Bush. Seine Beschwörung der demokratischen Werte in Athen bildet einen scharfen Kontrast zu den Tönen, die Trump bislang angeschlagen hat. Obama hat sich in den letzten acht Jahren weltweit hohes Ansehen erworben – und das wird er auch als Ex-Präsident noch im Einsatz für die gerechte Sache nutzen können.