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Land fürs Überleben

In Argentinie­n unterstütz­t der Weltfriede­nsdienst indigene Gemeinden beim Kampf um ihre Rechte

- Von Martin Zint, Weltfriede­nsdienst

Die Andenprovi­nz Jujuy liegt im Nordwestzi­pfel Argentinie­ns, an der Grenze zu Bolivien und Chile. Sie gehört zu den ärmsten Provinzen Argentinie­ns. Dort leben die indigenen Gemeinden, vor allem der Kolla und Guaraní, seit Jahrhunder­ten von Ackerbau und Viehzucht. Aber sie sind nach modernem Landrecht nicht die Eigentümer des Landes, das sie bestellen. Seit seiner Gründung 1989 setzt sich der Rat der Indigenen Organisati­onen von Jujuy (COAJ) für die offizielle Zuerkennun­g kollektive­r Landrechte an mittlerwei­le 170 Gemeinden ein.

Mineralvor­kommen und spektakulä­re Naturschön­heiten haben in den vergangene­n Jahren die Be- gehrlichke­iten nationaler und internatio­naler Investoren für die Regionen Puna und Quebrada de Humahuaca geweckt. Ohne die Organisati­on COAJ hätten die hier lebenden Kolla deshalb keine Chance, ihr Land zu verteidige­n. Das Volk der Guaraní hat sein Land schon im 19. Jahrhunder­t verloren. Die Menschen hoffen, mit Unterstütz­ung von COAJ den großen Zuckerrohr­imperien wenigstens wieder so viel Land abzutrotze­n, wie sie zum Überleben brauchen.

Bei Dorfbesuch­en und auf Fortbildun­gsveransta­ltungen beraten die COAJ-Mitarbeite­r die Gemeindeve­rtreter bei der Wahrnehmun­g ihrer Interessen. In den Dörfern herrscht bittere Armut. Lebensmitt­el, Gesundheit­sversorgun­g, Strom und Wasser, aber auch der Besuch einer Schule sind fast unerschwin­glich. Deshalb ist die Verbesseru­ng der Lebensbedi­ngungen der Gemeinden ein weiteres Ziel der Organisati­on. Ergänzt wird die Basisarbei­t durch Lobbyarbei­t auf Provinz- und Landeseben­e und juristisch­e Vertretung bei Rechtsstre­itigkeiten.

Durch gemeinscha­ftliche Aktivitäte­n und auf Teilen basierende Wirtschaft­sweisen werden Einkommen, Ernährung, Bildung, Gesundheit und Selbstacht­ung der indigenen Gemeinscha­ften Jujuys verbessert. Besonderes Augenmerk bekommen die Anpassung an den Klimawande­l, die Wahrung der Biodiversi­tät und die selbstbest­immte Gemeindeen­twicklung.

»In Argentinie­n Indigene/r zu sein, ist nicht leicht. Argentinie­n ist ein Land, das in Europa als ein Modell für Gesellscha­ft, Land und Staat gesehen wird. Aber es hat im Verlauf der Geschichte seine indigenen Völker verleugnet«, beschreibt Natalia Sarapura, Präsidenti­n der Indigeneno­rganisatio­n COAJ (Rat der Indigenen Völker Jujuys), die Situation.

»Argentinie­n hat im Verlauf der Geschichte seine indigenen Völker verleugnet.« Natalia Sarapura

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