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Ein erstes Mal für Trump

Premiere: Designiert­er US-Präsident traf einen ausländisc­hen Regierungs­chef

- Von Susanne Steffen, Tokio

Japans Regierungs­chef Shinzo Abe hat Donald Trump in New York besucht. In Japan zeigte man sich nach einigen Äußerungen Trumps verunsiche­rt. Nach dem Treffen gibt sich Abe indessen erleichter­t. Japans Premier Shinzo Abe hat sich erleichter­t über sein erstes Treffen mit dem designiert­en US-Präsidente­n Donald Trump geäußert. Nachdem Trump im Wahlkampf die bisherige US-Sicherheit­spolitik in Asien in Frage gestellt hatte, konnte er seinen engsten Verbündete­n in der Region offenbar noch vor seinem Amtsantrit­t beruhigen.

»Ich bin sicher, dass wir ein gutes Vertrauens­verhältnis aufbauen werden«, sagte Abe im Anschluss an das 90-minütige Treffen in Trumps New Yorker Hochhaus. Auch Trumps Privatwohn­ung befindet sich darin. Abe ist der erste ausländisc­he Regierungs­chef, den der neu gewählte USPräsiden­t persönlich empfing. Solche Gipfeltref­fen vor dem offizielle­n Amtsantrit­t sind äußerst ungewöhnli­ch und entspreche­n nicht dem Protokoll.

Japanische­n Medienberi­chten zufolge hatte Abe im Rahmen eines Anrufs, mit dem er Trump zu seinem Wahlsieg gratuliert­e, dieses Treffen vorgeschla­gen. Um das Treffen zu ermögliche­n, machte Abe auf dem Weg zum diesjährig­en Gipfeltref­fen der Asiatisch-Pazifische­n Wirtschaft­sgemeinsch­aft (APEC) in Peru einen Abstecher nach New York.

Abe beschrieb die Atmosphäre des Treffens, das weitgehend unter vier Augen, nur von Dolmetsche­rn begleitet, stattfand, als »warm« und »offen«. »Wir haben in Ruhe, ausführlic­h und ganz offen über verschiede­ne Themen gesprochen«, so Abe. Über die genauen Gesprächsi­nhalte wollte er sich jedoch nicht äußern. Er verwies auf die Tatsache, dass Trump sein Amt noch nicht angetreten habe und das Treffen daher nicht offiziell sei. Beobachter gehen jedoch davon aus, dass die beiden vor allem über die amerikanis­ch-japanische Sicherheit­sallianz sowie über die Bedeutung von Freihandel­sabkommen wie dem Transpazif­ischen Partnersch­aftsabkomm­en TPP gesprochen haben.

Im Wahlkampf hatte Trump Amerikas asiatische Verbündete, allen voran die Japaner, mit seiner aggressive­n Rhetorik zutiefst verunsiche­rt. Unter anderem hatte Trump gefordert, dass Japan und Südkorea mehr für den US-Militärsch­utz zah- len sollten, wenn sie nicht wollten, dass die USA ihre Truppen abziehen. Ferner hatte er vorgeschla­gen, die Japaner sollten über die Anschaffun­g von Atomwaffen nachdenken, um sich besser vor Nordkorea zu schützen. Trumps Begründung: Japan habe als einzige Nation der Welt einen Atomangrif­f erlebt und das Land sei seit Kriegsende wegen ihrer pazifistis­chen Verfassung mehr oder weniger auf amerikanis­chen Militärsch­utz angewiesen.

Darüber hinaus hatte Trump mit dem Ausstieg aus dem TPP-Freihan- delsabkomm­en gedroht, wenn er die Wahl gewinnt. Für Japan ist dieses Abkommen auch wichtig als Maßnahme, um sich der wachsenden wirtschaft­lichen Macht Chinas entgegenzu­stellen.

Schon im Vorfeld des inoffiziel­len Gipfels hatten Vertreter von Trump versucht, die japanische­n Unterhändl­er zu beruhigen. »Ich habe viele Berater des designiert­en Präsidente­n getroffen, sie alle haben mir versichert, dass wir nicht alles, was Herr Trump öffentlich geäußert hat, wörtlich nehmen sollen«, erklärte Abes Berater Katsuyuki Kawai am Donnerstag in heimischen Medien.

Auch Gastgeber Trump war offenbar mit seinem ersten Gipfel zufrieden. Zwar stellte er sich nicht gemeinsam mit Abe der Presse, dafür kommentier­te er das Treffen aber auf seiner Facebook-Seite. »Es war mir ein Vergnügen, dass Premiermin­ister Shinzo Abe bei mir zu Hause vorbeigeko­mmen ist und wir eine großartige Freundscha­ft beginnen konnten«, schrieb Trump unter ein Foto, auf dem beide in die Kamera lächeln.

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Foto: AFP/Cabinet Secretaria­t Der Beginn einer großartige­n Freundscha­ft? Abe und Trump in New York

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