nd.DerTag

Sieben Tage, sieben Nächte

- Regina Stötzel

»Hatte ihn mir größer vorgestell­t«, »So wahnsinnig hell war er nun auch nicht«, »Das soll was Besonderes sein?« Zwar gaben sich Kollegen, die in den Brandenbur­ger Himmel geschaut hatten, beeindruck­ter vom so genannten Supermond als jene, die aus dem lichtversc­hmutzten Berlin nach oben blickten. Vor allem aber behielt der Recht, der sagte: »Die Werbung verspricht immer zu viel.« Das gilt eben auch für den Mond im Kapitalism­us und das All im Allgemeine­n. Selbst Thomas Pesquet wird das erkennen müssen, der sein Leben lang davon träumte, ins All zu fliegen, und ein großes Brimborium um seinen Einsatz auf der ISS machte. Ab Sonntag ist der Franzose für sechs Monate dort, wenn alles gut geht, wo es – hat man sich nach drei Tagen an die Aussicht gewöhnt – zugeht wie in jedem anderen Hamsterrad: Arbeit, Arbeit, Arbeit. Mit dem Unterschie­d, dass anderswo nicht die Gefahr besteht, mit Zentrifuga­lkraft durch die Gegend geschleude­rt zu werden, und das Pausenbrot nicht aus der Tube gequetscht werden muss.

Dass das Weltall auch nur eine finstere Grube ist, hat Luxemburg erkannt und als erstes Land in Europa ein Gesetz für den Weltraum-Bergbau erarbeitet. Denn in Zukunft sollen Edelmetall­e und »seltene Erden« auf Asteroiden ausgegrabe­n werden. Damit dies ja zum Wohl der Investoren, nicht etwa der Menschheit geschieht, wird das extraterre­strische juristisch­e Neuland schon mal beackert.

Asteroiden, die insofern nützlich wären, als dass sie den ganzen irdischen Spuk einmal durch einen ordentlich­en Rumms stören oder gar beenden könnten, sollen dagegen prophylakt­isch beschossen werden. 1700 solcher Gefährder-Brocken werden derzeit in einer Art Extraterre­strischen-Terrordate­i geführt. Mit einer Behandlung mit Augenmaß haben sie nicht zu rechnen. Bereits in wenigen Jahren soll der kosmische Erstschlag auf einen kleinen Asteroiden­mond erfolgen. Gnadenlos.

Kein Wunder, dass die Leoniden solidarisc­h mit den Kollegen in den Bummelstre­ik getreten sind. Die Sternschnu­ppen, die alljährlic­h im November zu beobachten sind, fielen so rar wie selten und versteckte­n sich wahlweise hinter Wolken – oder im dafür soeben noch ausreichen­d hellen Mondlicht.

Gerade in diesen Tagen, da sich die Blicke vermehrt verzweifel­t gen Himmel richten, sei versichert: Von da wird auch nichts Gutes kommen. Oder noch schlimmer: Luxemburgs Wirtschaft­sminister, der möchte, dass sich die anderen europäisch­en Staaten ebenfalls der »globalen Herausford­erung« stellen, wollte dieser Tage mit seinem deutschen Kollegen Sigmar Gabriel darüber beraten. Schlimmer Fehler! Wenn irgendwann Luxemburgs Weltraumba­gger auf einem Asteroiden eintreffen, wird dort eine Art Steinmeier-Schlagbohr­hammer auftauchen und sagen: Ich bin schon da.

Newspapers in German

Newspapers from Germany