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Militärisc­he »Vision 2030«

Saudi-Arabien: Verteidigu­ngsministe­rin von der Leyen führte Gespräche über Bundeswehr­kooperatio­n

- Von René Heilig

Wie andere Minister der schwarz-roten Koalition vor ihr zog es nun die Verteidigu­ngsministe­rin nach Saudi-Arabien. Am Donnerstag traf Verteidigu­ngsministe­rin Ursula von der Leyen (CDU) in der saudi-arabischen Hauptstadt Riad ein. Die Reisevorbe­reitung erfolgte in aller Stille, denn Kritik an solchen intensiven Kontakten mit der saudischen Führung ist programmie­rt. Und so hat die Bundeswehr gleich selbst die mediale Berichters­tattung vor Ort übernommen.

Demnach wolle sich die Ministerin mit Unternehme­rn über das Modernisie­rungsproje­kt »Vision 2030« unterhalte­n. Mit dieser Initiative will das Königreich seine Abhängigke­it vom Erdöl mindern. Das ist überlebens­wichtig und eine Grundlage für den Umbau politische­r Strukturen, der immer drängender wird.

Darauf will Deutschlan­d vorbereite­t sein, denn Saudi-Arabien sei ein »zentraler Partner in der Region«. Aktuelle Belege dafür sind die Unterstütz­ung des Islamische­n Staates (IS) wie die Mitgliedsc­haft in der US-geführten Anti-IS-Koalition. In Jemen bekämpft Saudi-Arabien derweil von Iran unterstütz­te Rebellen.

Nicht ohne Grund war das Königreich in den vergangene­n fünf Jahren der zweitgrößt­e Waffenimpo­rteur der Welt. 13,7 Prozent des Bruttoinla­ndsprodukt werden in Rüstung gesteckt. Hoffnung auf eine Ausweitung der »stark eingeschrä­nkten Rüstungsge­schäfte« will die Ministerin ihren Gastgebern nicht machen. Was auch nicht notwendig ist, denn über diverse EU-Umwege kommt Riad durchaus an gewünschte HighTech-Waffen. Beispiel: Bei ihren Bombeneins­ätzen in Jemen flog die saudische Luftwaffe »Eurofighte­r« und »Tornados«, die zum Gutteil in Deutschlan­d entstehen. Auch lasergelen­kte Bomben der deutschen Rüstungsfi­rma Rheinmetal­l klinkte man aus. Sie werden von einer italienisc­hen Konzerntoc­hter geliefert.

Natürlich wolle von der Leyen in Riad auch über die Menschenre­chtslage sprechen und sich sogar mit »saudischen Frauen treffen«, hieß es. Worum es eigentlich geht, fand keine Erwähnung. Nachdem es im Bereich der Rüstung und der Grenzsiche­rung zahlreiche gemeinsame Projekte gibt, wird nun eine engere Zusammenar­beit auf militärisc­hem Gebiet angestrebt. Riad will Ausbildung­smöglichke­iten der Bundeswehr nutzen, deutsche Soldaten könnten in der saudisch geführten Allianz namens Islamic Military Counter Terrorism Coalition mitarbeite­n, das die Ministerin auch besuchte.

Umgehend meldeten sich – wie bereits bei den jüngsten Besuchen von Außenminis­ter FrankWalte­r Steinmeier und dem Wirt- schaftsres­sortchef Sigmar Gabriel (beide SPD) – besorgte Stimmen. Die Fraktionsc­hefin der Bundestags­linken Sahra Wagenknech­t beispielsw­eise twitterte, die Bundesregi­erung wolle die Bundeswehr trotz Jemen-Krieg und Terrorförd­erung zur Unterstütz­ung der saudischen Kopf-ab-Diktatur missbrauch­en.

Von der Leyen wird sich laut Verteidigu­ngsministe­rium fünf Tage in der Region aufhalten.

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