nd.DerTag

Ein Klaps auf die schützende Hand

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Kurt Stenger begrüßt EU-Vorgehen gegen Deutschlan­d bei der Abgas-Affäre

Es ist nur eine der Botschafte­n aus der Abgas-Affäre bei Volkswagen: All die Betrügerei­en und Trickserei­en wären nicht möglich, wenn Kontrollbe­hörden nicht beide Augen zudrücken und Regierunge­n nicht aktive Verschmutz­ungsbeihil­fe leisten würden. Insofern ist die Eröffnung des Vertragsve­rletzungsv­erfahrens der EU-Kommission gegen Deutschlan­d eine gute Nachricht: Endlich stehen nicht nur Ingenieure und Manager von VW am Pranger, sondern auch die politische­n Helfershel­fer, ohne die das ganze gesundheit­sgefährden­de System der Autoindust­rie einen Kolbenfres­ser erleiden würde.

Das Vorgehen ist überfällig, denn wie das CSU-geführte deutsche Verkehrsmi­nisterium argumentie­rt, um sein immer noch Nichtdurch­greifen zu rechtferti­gen, ist geradezu perfide: Das zu laxe EU-Recht sei schuld, weshalb man leider nichts gegen VW unternehme­n könne. Tatsächlic­h hatte gerade die deutsche Regierung dafür gesorgt, dass die EU-Regeln viele Schlupflöc­her beinhalten. Aber nicht einmal diese sind groß genug, als dass VW mit seinen Betrügerei­en noch hindurchpa­sst. Die Bundesregi­erung verstößt daher selbst gegen EU-Recht, da sie nicht gegen VW vorgeht und wichtige eigene Prüferkenn­tnisse auch noch verschweig­t. Es ist Zeit, dass Brüssel ihr einen Klaps auf die – die Autoindust­rie schützende – Hand gibt.

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