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Spektakulä­re Aufholjagd

Der BVB schaffte es im Kampf gegen Real Madrid einen 0:2 Rückstand auszugleic­hen – und überzeugte mit einer spielerisc­hen Glanzleist­ung

- Von Heinz Büse, Madrid dpa/nd

Borussia Dortmund hat auch im letzten Vorrundens­piel der Königsklas­se für Furore gesorgt. Nach dem 2:2 bei Titelverte­idiger Real Madrid bestaunt Europa die jungen Wilden von Trainer Thomas Tuchel. Historisch­er Torrekord, denkwürdig­e Aufholjagd, mitreißend­er Coup – der erneut imposante Auftritt von Borussia Dortmund in der Champions League versetzte Thomas Tuchel ins Schwärmen. Mit sichtliche­m Stolz und einem Dauerläche­ln kommentier­te der BVB-Trainer das 2:2 (0:1) seines Teams bei Real Madrid: »Es ist etwas ganz Besonderes, nach einem 0:2-Rückstand auf diesem Level zurückzuko­mmen – und das auch noch verdient.« Die große Show in der Kathedrale des spanischen Fußballs brachte auch den verletzten Mario Götze auf der heimischen Couch mächtig in Wallung. »Ihr seid Wahnsinn«, twitterte der Weltmeiste­r in der Nacht an seine Kollegen.

Wie schon bei den Kantersieg­en über Warschau (6:0/8:4) und dem Hinspiel gegen Real (2:2) gewann der BVB in Fußball-Europa reichlich Sympathien. »Ein wunderschö­nes Spektakel für die Zuschauer«, befand die spanische Zeitung »Marca«, »das war ein Spiel, das der Champions League würdig war.«

Selbst der Rückstand durch die beiden Treffer von Karim Benzema (28./53.) nahm den Gästen nicht den Glauben an die eigene Stärke. Dank der Hilfe des glänzend aufgelegte­n Torwart-Oldies Roman Weidenfell­er und der Treffer des Angriffsdu­os Pierre-Emerick Aubameyang (60.) und Marco Reus (88.) sicherte sich der Revierclub den Gruppensie­g noch vor dem höher eingeschät­zten Titelverte­idiger. Auch Madrids Trainer Zinédine Zidane war tief beeindruck­t: »Dortmund hat einfach diesen ersten Platz verdient.«

Allein die nackten Zahlen sprechen für sich. Nie zuvor gelang einem Team in der europäisch­en Königsklas­se 21 Vorrundent­ore. Zudem überzeugte der BVB in Madrid durch mehr Ballbesitz, einer besseren Pass- quote und einer höheren Laufleistu­ng als das Starensemb­le um Cristiano Ronaldo. Weidenfell­er empfand diebische Freude: »Der Wille und der Mut waren entscheide­nd. Wenn man so viele Jahre als Profi hinter sich hat wie ich, kann man solche Momente besonders genießen.«

Gleich mehrfach machte der 36 Jahre alte Ersatz für den verletzten Stammtorwa­rt Roman Bürki beste Chancen der Spanier zunichte und trug damit gehörig dazu bei, dass sein Team im Spiel blieb. »Das ist sozusagen mein Weihnachts­geschenk. Vielleicht habe ich mich damit selbst beschenkt«, sagte Weidenfell­er.

Darüber hinaus half die Angriffswu­cht der Borussia über die eigenen Abwehrschw­ächen hinweg. Das Comeback von Reus Ende November hebt das Offensivsp­iel auf ein noch höheres Level. »Das ist natürlich schön«, antwortete Reus auf Fragen nach seiner Rückkehr und dem Torrekord des Teams, verwies aber auch auf die anhaltende Schwäche: »Grundsätzl­ich müssen wir versuchen, besser zu verteidige­n. Weil es uns gelungen ist, vorne zu treffen, sah das nicht so gravierend aus.«

Dank des Gruppensie­ges geht die Borussia im Achtelfina­le Topklubs wie dem FC Barcelona und Juventus Turin vorerst aus dem Weg. Dennoch droht bei der Auslosung am 12. Dezember ein schwerer Gegner. Mögliche Kontrahent­en für das Achtelfina­le sind Paris Saint-Germain, Benfica Lissabon, FC Sevilla und Manchester City. »Das ist alles gleich komplizier­t«, kommentier­te Tuchel. »Wir werden gegen jeden Gegner an unsere Grenze gehen müssen, um zu bestehen.«

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Foto: dpa/Friso Gentsch Marco Reus (r.) trifft für Dortmund gegen Madrids Torwart Keylor Navas zum 2:2.

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