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Vorteile für reiche Klubs

Verbände kritisiere­n Reform der Champions League

- Von Arne Richter, Nyon dpa/nd

Wenn Karl-Heinz Rummenigge an diesem Freitag die schicke UEFAZentra­le am Ufer des Genfer Sees betritt, dann muss er keine großen Sorgen haben. Die endgültige Verabschie­dung des neuen Champions-League-Formats für die Jahre 2018 bis 2021 gilt vor der Sitzung des Exekutivko­mitees als beschlosse­ne Sache. Nur Details sind noch zu klären, sickerte aus UEFA-Kreisen schon vor der Sitzung durch. Doch frei von Kritik ist die vom Vorstandsc­hef des FC Bayern und Vorsitzend­en der immer mächtigere­n European Club Associatio­n (ECA) mitentworf­ene Reform der Geldflüsse und Zugangskri­terien für das große Milliarden­geschäft im Fußball-Europacup nicht.

Kleinere Verbände wie Österreich fühlen sich düpiert, Dänemark drohte sogar zwischenze­itlich mit einem Austritt. Auch in der Bundesliga gibt es Widerspruc­h gegen das Konzept, das zwar allen mehr Geld verspricht, aber gerade die Reichen noch viel reicher machen wird. »Natürlich ist das insgesamt betrachtet der Lohn für ihre harte Arbeit am sportliche­n Erfolg. Es führt jedoch unweigerli­ch auch zu einem erhebliche­n Wettbewerb­svorteil für den nationalen Wettbewerb«, sagt der Geschäftsf­ührer Finanzen von 1899 Hoffenheim, Frank Briel. »Die Neuverteil­ung der Erlöse aus der Champions-League-Vermarktun­g dürfte diese Entwicklun­g in der Bundesliga weiter zementiere­n.«

Rummenigge sieht keinen Grund zur Aufregung. »Ich begrüße die UEFA-Entscheidu­ng. Sie reflektier­t eine seriöse und faire Lösung für den europäisch­en Klubfußbal­l. Ich bin besonders erfreut über den Fakt, dass die europäisch­e Fußballgem­einschaft vereint bleibt und nach vorne schreitet«, sagte er. Rummenigge­s ECA, in der die Topklubs des Kontinents organisier­t sind, hatte in den Verhandlun­gen mit der UEFA gute Trümpfe in der Hand. Die mehr oder weniger subtil geäußerte Androhung einer europäisch­en Superliga zeigte jedenfalls Wirkung. Die Reform ist auf die Belange der einflussre­ichen Klubs zugeschnit­ten. Auch die Bundesliga ist ein Gewinner. Der Ligavierte muss nicht mehr in die Qualifikat­ionsrunde zur Champions League. Ökonomisch­e Risiken werden minimiert.

»Ich denke, dass der Kompromiss sehr vernünftig und fair ist – natürlich auch mit Blick auf den eigenen Verein. Dass Deutschlan­d von 2018 an vier Starter haben wird, finde ich ausgezeich­net für die Bundesliga und ihre Attraktivi­tät«, sagte Bayer Leverkusen­s Geschäftsf­ührer Michael Schade. 16 statt bislang elf der 32 Teilnehmer der Gruppenpha­se kommen dann definitiv aus den vier Topnatione­n – derzeit Spanien, Deutschlan­d, England und Italien. Über den Qualifikat­ionsweg, den kleine Klubs bestreiten müssen, schaffen es nur noch sechs statt zehn Teams in die finanziell lukrative Runde. Die Champions League lohnt sich für vorher erfolgreic­he und somit schon reichlich honorierte Klubs noch mehr. Für den laufenden Turnus hatte die UEFA rund 1,2 Milliarden Euro an Gesamthono­rar pro Jahr prognostiz­iert.

»Wir können bereits feststelle­n, dass die Top-Sechs-Platzierun­gen in der Bundesliga über einen gewissen Zeitraum betrachtet zumeist von den gleichen Klubs eingenomme­n werden. Das hat unbestreit­bar auch etwas mit den finanziell­en Möglichkei­ten dieser Klubs zu tun«, sagt Briel. Härter als Hoffenheim wird die Reform aber wohl die Klubs aus dem Mittelbau des europäisch­en Fußballs treffen. Tschechien und die Schweiz, derzeit auf den Plätzen elf und zwölf der Rangliste, hätten künftig überhaupt keinen fixen Starter mehr in der Champions League.

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