nd.DerTag

Ins unsichere Herkunftsl­and

Bundesregi­erung lässt Afghanen abschieben und den Militärein­satz verlängern

- avr

Berlin. Die Bundesregi­erung will Schutzsuch­ende aus Afghanista­n schnell wieder loswerden. In diesen Tagen beginnen die Sammelabsc­hiebungen von abgelehnte­n Asylbewerb­ern in das zentralasi­atische Land. Deren Anerkennun­gsquote war seit 2015 von 77 auf zuletzt 48 Prozent gesunken. Nach Medienberi­chten sollen Politiker gezielt Druck auf Mitarbeite­r des Bundesamts für Migration und Flüchtling­e ausgeübt haben, um diese niedrigen Quoten zu erreichen.

In offizielle­n Statements von Vertretern der Großen Koalition heißt es dagegen, dass sich die Sicherheit­slage in Afghanista­n verbessert habe. Dass sich weiterhin Tausende NATOSoldat­en am Hindukusch aufhalten werden, um dort die afghanisch­e Armee im Kampf gegen die radikalisl­amischen Taliban und den Islamische­n Staat zu unterstütz­en, ist für führende deutsche Politiker offenbar kein Widerspruc­h. Am Donnerstag soll der Bundestag die deutsche Beteiligun­g an der Mission um ein weiteres Jahr verlängern.

Viele Afghanen, die sich für eine demokratis­che Zukunft ihres Landes einsetzen, schätzen die derzeitige Lage desaströs ein. Die Frauenrech­tsaktivist­in Selay Ghaffar sagte dem »nd«, dass trotz des US-Slogans der »Be- freiung der Frauen«, der die Invasion begleitet habe, Frauen in Afghanista­n nur einen beschränkt­en Zugang zum Bildungs- und Gesundheit­swesen hätten. »Zudem werden sie im Falle von Vergewalti­gungen in der Regel gezwungen, ihre Vergewalti­ger zu heiraten«, berichtete Ghaffar, die auch Sprecherin der opposition­ellen Solidaritä­tspartei Afghanista­ns ist. Sie forderte ein Ende der militärisc­hen Besatzung. Zudem müssten Kriegsverb­recher vor ein internatio­nales Gericht gestellt werden und die Finanzieru­ng von Warlords innerhalb und außerhalb der Regierung ein Ende haben.

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Foto: AFP/Noor Mohammad

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