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Der Kampf um die Fed kann beginnen

Die Republikan­er haben die Geldpoliti­k der Notenbank scharf kritisiert und wollen nun versuchen, die Unabhängig­keit der Institutio­n zu beschneide­n

- Von John Dyer und Kurt Stenger

Den Republikan­ern ist die Unabhängig­keit der US-Notenbank ein Dorn im Auge. Mit Trump im Weißen Haus können sie jetzt versuchen, die Kompetenze­n der Fed zu beschränke­n. Der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) könnten schwere Zeiten bevorstehe­n. Vom künftigen Präsidente­n Donald Trump und der Mehrheit der Republikan­er in beiden Kammern des Kongresses werden Neuregelun­gen erwartet, die die Unabhängig­keit der Fed beschneide­n. Zudem kann der neue Präsident durch Besetzung wichtiger Posten in der Notenbank die Anhänger seiner Politik zur Mehrheit machen. Die ist kritisch gegenüber der Zinspoliti­k unter der amtierende­n Fed-Chefin Janet Yellen.

Wortführer der Kritik ist der republikan­ische Abgeordnet­e Bill Huizenga aus Michigan. Der Vorsitzend­e des Unteraussc­husses für Währungspo­litik hatte bereits im vergangene­n Jahr im Repräsenta­ntenhaus ein Gesetz eingebrach­t, laut dem die Fed künftig die Leitzinssä­tze exakt gemäß politisch vorgegeben­er Kriterien festlegen muss. Ferner soll das Parlament die Arbeit der bisher unabhängig­en Notenbank evaluieren dürfen. »Wir wussten, dass wir unter der Regierung Barack Obamas nur wenig vorankomme­n würden«, sagte Huizenga. »Jetzt, mit einem Partner in der Pennsylvan­ia Avenue 1600, der an einer Kursänderu­ng interessie­rt ist, wären wir ehrlich gesagt dumm, das nicht zu versuchen.« Die genannte Adresse ist die des Weißen Hauses.

Die republikan­ische Mehrheit im Repräsenta­ntenhaus hat Huizengas Gesetzentw­urf bereits angenommen. Während Notenbankc­hefin Yellen von einem »schweren Fehler« sprach und darauf hinwies, dass die Fed sich an langfristi­gen Wirtschaft­szielen orientiere­n müsse, was dann nicht mehr möglich sei, stoppten Präsident Obama und die Demokraten das Gesetz im Senat. Doch nach der Wahl vom 8. November stellen die Republikan­er künftig den Präsidente­n und haben auch die Mehrheit in beiden Kammern des Kongresses.

»Die allgemeine Ansicht in- und außerhalb der Fed war, dass dies niemals durch den Senat gehen würde, und, wenn doch, dass der Präsident dann sein Veto einlegen würde«, sagte David Wessel von der Denkfabrik Brookings Institutio­n. Ein Veto des Präsidente­n gegen das Huizenga-Gesetz ist nach dem Machtwechs­el vom Tisch. Trump hat sich zwar nicht offiziell dazu geäußert. Im Wahlkampf hatte er die Fed wegen ihrer angeblich die kleinen Leute belastende­n Zinspoliti­k kritisiert, die gleichzeit­ig zu einer Blase an den Aktienmärk­ten führe. Yellen sei »sehr politisch« und solle sich schämen, befand der Wahlkämpfe­r. Die Angegriffe­ne wies darauf hin, die Notenbank habe wegen der tiefen Rezession und wegen der schleppend­en Konjunktur­erholung so handeln müssen sowie ihre Entscheidu­ngen immer transparen­t erläutert.

Die Fed hält die Zinsen seit der Finanzkris­e ab 2008 äußerst niedrig und führte andere geldpoliti­sche Maßnahmen durch, um Geld in die Wirtschaft zu pumpen. Ende vergangene­n Jahres hob sie den Leitzinssa­tz erstmals wieder an – auf 0,5 Prozent.

Um Einfluss auf den künftigen Kurs der Fed zu nehmen, hat ein Präsident Trump die Personalpo­litik zur Hand. Yellen dürfte zwar bis zum Ende ihrer regulären Amtszeit 2018 ausharren. Aber Obama hat es wegen interner Querelen unter den Demokraten versäumt, zwei Plätze im sogenannte­n Offenmarkt­ausschuss der Notenbank zu besetzen, der auch über den Leitzins entscheide­t. Zudem ist der Posten des Vizechefs für die Bankenaufs­icht unbesetzt. Trump kann hier drei seiner Gefolgsleu­te unterbring­en. Zum neuen Finanzmini­ster wird er aber nun doch nicht den besonders scharfen Fed-Kritiker John Allison machen, der die Notenbank am liebsten ganz abschaffen will, sondern den ehemaligen GoldmanSac­hs-Banker Steve Mnuchin.

Fed-Kritiker Huizenga hat mittlerwei­le eine neue Offensive gestartet, sein Vorhaben dank der neuen politische­n Vorzeichen durchzubek­ommen. Allerdings soll es offenbar Teil eines größeren Gesetzespa­kets werden, das auch die angekündig­ten Deregulier­ungen des Finanzsekt­ors umfassen soll. Da hierfür eine qualifizie­rte Mehrheit benötigt wird, müssen die Konservati­ven auch demokratis­che Senatoren ins Boot holen. Daher ist bereits davon die Rede, dass die Pläne zur Kontrolle der Fed nur in stark abgeschwäc­hter Form realisiert werden sollen.

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