nd.DerTag

CDSU-Kämpfer

- Von Uwe Kalbe

Dem Scheuer wollte er das Grundsatzp­rogramm um die Ohren hauen, dem Tauber musste er einen »aufs Hirn hauen« und ließ sich dafür in die »heute show« einladen. Dort versuchte Michael Kosmala einem TV-Millionenp­ublikum sein Anliegen zu erläutern, von Oliver Welke unbarmherz­ig durch den Kakao gezogen. Kosmala will eine Partei gründen, und an Entschluss­kraft mangelt es dem 57-Jährigen nicht. Einst Mitglied der CSU, ging er wegen Enttäuschu­ng über seine Partei an die Bildung eines Landesverb­andes der CDU in Bayern. Und als dies bei beiden Parteien auf Missfallen stieß, legte er sich mit ihnen beiden an. Auf derbe bayerische Art, wie man aus den Kampfansag­en an die Generalsek­retäre Andreas Scheuer (CSU) und Peter Tauber (CDU) heraushöre­n kann.

Kosmala ruft nun seit Wochen im Internet zur Gründung der CDSU auf, einer Union der Christlich­en Sozialen Demokraten. Noch weiß man nicht, ob ihm ein Mittelweg oder eher eine Attacke auf beide Kontrahent­en vorschwebt. Wahrschein­lich wird man es nicht erfahren. Denn die CDU geht gerichtlic­h gegen Kosmala vor, weil sie in Namen und Logo seiner Wunschpart­ei erhebliche Verwechslu­ngsgefahre­n mit ihren eigenen Insignien sieht. Und die kann man nicht leugnen.

Dabei möchte man Kosmala Erfolg wünschen. Was ihn umtreibt, ist die Flüchtling­spolitik der CSU, die er unmenschli­ch nennt. CDUChefin Angela Merkel hingegen bewundert er. Kosmala will dem Drang der CSU nach rechts entgegenwi­rken; die AfD nennt er bei solcher Gelegenhei­t faschistis­ch. Seine politische­n Vorstellun­gen passen zur CSU eigentlich so wenig wie zur CDU – Mindestloh­n von 13 Euro, Mindestren­te von 1100 Euro, Abschaffun­g der Leiharbeit und Verdopplun­g der Kindertage­sstätten und Ganztagssc­hulen.

Zu befürchten ist allerdings, dass – wie häufig, wenn Selbstbewu­sstsein mit einem Schuss Ignoranz gepfeffert wird – sein schönes Vierbuchst­abenvehike­l an den Baum fährt. Da er nicht von seinem Vorhaben ablässt, beantragte die CDU nun ein Ordnungsge­ld gegen ihn. Das kann teuer werden: bis zu 250 000 Euro.

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Foto: dpa/Daniel Karmann Michael Kosmala soll auf sein CDSU-Parteiproj­ekt verzichten.

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