Nur eine kurze Atempause
Eine erste Betrachtung des Tarifpakets, das Bahnvorstand und Gewerkschaft EVG jetzt der Öffentlichkeit präsentierten, zeigt: Da ist für (fast) jeden etwas drin. Für Geringverdiener, Auszubildende, Schicht- und Nachtarbeiter, Jüngere und Ältere. Auch Arbeitszeitverkürzung, Weiterbildung und Schutz vor Arbeitsplatzverlust durch Digitalisierung der Arbeitswelt hat man sich auf die Fahnen geschrieben. Allerdings ist der vereinbarte Lohnzuwachs ebenso bescheiden wie die 24-monatige Laufzeit.
Doch die EVG kann sich nicht lange auf ihren Lorbeeren ausruhen. Denn das Bahnmanagement hält am teuren und sinnlosen Prestigeprojekt Stuttgart 21 fest, setzt weiter auf Kahlschlag bei der Güterbahn DB Cargo und Rückzug aus der Fläche. Nun möchte die DB offenbar auch bei den Ausbesserungswerken den Rotstift ansetzen. Die Nachtzüge hat sie schon plattgemacht. Inwiefern die Verträge Betriebsräten Hilfestellung zur Verteidigung von Jobs bieten und wie konfliktfähig die EVG ist, wird sich zeigen. Am Mittwoch sucht die EU-Kommission für ihren Kurs Richtung Liberalisierung und Privatisierung des Bahnverkehrs die Zustimmung des Parlaments. Europäische Gewerkschaften sehen darin eine weitere Türöffnung für Sozialdumping, das in Randbereichen der DB und bei Privatbahnen längst angekommen ist. Dagegen hilft nur europaweiter Widerstand.