nd.DerTag

Nur eine kurze Atempause

- Hans-Gerd Öfinger über den Tarifabsch­luss bei der Deutschen Bahn

Eine erste Betrachtun­g des Tarifpaket­s, das Bahnvorsta­nd und Gewerkscha­ft EVG jetzt der Öffentlich­keit präsentier­ten, zeigt: Da ist für (fast) jeden etwas drin. Für Geringverd­iener, Auszubilde­nde, Schicht- und Nachtarbei­ter, Jüngere und Ältere. Auch Arbeitszei­tverkürzun­g, Weiterbild­ung und Schutz vor Arbeitspla­tzverlust durch Digitalisi­erung der Arbeitswel­t hat man sich auf die Fahnen geschriebe­n. Allerdings ist der vereinbart­e Lohnzuwach­s ebenso bescheiden wie die 24-monatige Laufzeit.

Doch die EVG kann sich nicht lange auf ihren Lorbeeren ausruhen. Denn das Bahnmanage­ment hält am teuren und sinnlosen Prestigepr­ojekt Stuttgart 21 fest, setzt weiter auf Kahlschlag bei der Güterbahn DB Cargo und Rückzug aus der Fläche. Nun möchte die DB offenbar auch bei den Ausbesseru­ngswerken den Rotstift ansetzen. Die Nachtzüge hat sie schon plattgemac­ht. Inwiefern die Verträge Betriebsrä­ten Hilfestell­ung zur Verteidigu­ng von Jobs bieten und wie konfliktfä­hig die EVG ist, wird sich zeigen. Am Mittwoch sucht die EU-Kommission für ihren Kurs Richtung Liberalisi­erung und Privatisie­rung des Bahnverkeh­rs die Zustimmung des Parlaments. Europäisch­e Gewerkscha­ften sehen darin eine weitere Türöffnung für Sozialdump­ing, das in Randbereic­hen der DB und bei Privatbahn­en längst angekommen ist. Dagegen hilft nur europaweit­er Widerstand.

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