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Union will Strafen für »Fake-News«

Parteien suchen nach Rezepten gegen Desinforma­tion

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Essen. Angesichts der Sorgen über eine mögliche russische Einmischun­g in den Bundestags­wahlkampf suchen die Parteien nach Rezepten gegen Meinungsma­nipulation im Internet. Während die Sozialdemo­kraten auf ein Fairness-Abkommen für den Wahlkampf setzen, dringt die Union auf schärfere Strafgeset­ze gegen Desinforma­tion im Netz. Im Gespräch ist auch, soziale Netzwerke wie Facebook oder Twitter bei Falschmeld­ungen als Publiziste­n haftbar zu machen.

Das Fairness-Abkommen könnte einerseits eine Selbstverp­flichtung der Parteien zum Verzicht auf Meinungsro­boter und ähnliche Manipulati­onen im Netz enthalten, sagte SPD-Fraktionsc­hef Thomas Oppermann den Zeitungen der Funke Mediengrup­pe. »Auf der anderen Seite heißt das, Verstöße dagegen gemeinsam zu verfolgen.« Dabei solle auch mit Medien- und Journalist­enverbände­n zusammenge­arbeitet werden, um sogenannte Fake-News schnell zu erkennen und geeignete Gegenmaßna­hmen treffen zu können.

Zu Forderunge­n aus der Union nach schärferen Gesetzen äußerte sich Oppermann zurückhalt­end. Stattdesse­n sprach er sich dafür aus, den bestehende­n rechtliche­n Rahmen »konsequent auszuschöp­fen«. Allerdings werde die Koalition »bei Defiziten nachschärf­en«.

Ein Wahlkampf-Fairness-Abkommen werde die Probleme nicht lösen, sagte der Parlaments­geschäftsf­ührer der Union, Michael Grosse-Brömer (CDU), am Dienstag. Wenn gegen Manipulati­on vorgegange­n werden solle, »muss man auch über strafrecht­liche Konsequenz­en nachdenken«.

Die LINKE-Vorsitzend­e Katja Kipping kritisiert­e, dass die FakeNews-Debatte ausblende, »dass dieses Phänomen älter ist als Facebook & Co.«. So hätten gezielte Falschmeld­ungen von Politikern, die von Massenmedi­en aufgegriff­en worden seien, »wie im Irak oder im Kosovo völkerrech­tswidrige Kriege 'legitimier­t'«. In Anlehnung an den Pressekode­x regte Kipping »ethisch-informatio­nspolitisc­he Grundsätze« für soziale Netzwerke an. Ein öffentlich­es Kontrollgr­emium könnte sicherstel­len, dass Verstöße geahndet würden.

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