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Ausländisc­he Unterstütz­ung für Salafisten

Dienste warnen vor zunehmende­r Hilfe aus den Golfstaate­n

- Dpa/nd

Berlin. Deutsche Geheimdien­ste warnen vor einer zunehmende­n Unterstütz­ung radikal-islamistis­cher Salafisten in der Bundesrepu­blik durch Saudi-Arabien, Kuwait und Katar. Religiöse Organisati­onen aus den drei Golfstaate­n bauten Moscheen sowie Schulungse­inrichtung­en und schickten Prediger nach Deutschlan­d, um die fundamenta­listische Variante des Islam zu verbreiten, berichten »Süddeutsch­e Zeitung«, NDR und WDR. Die Medien berufen sich auf eine Zwischenbi­lanz einer Untersuchu­ng von Bundesnach­richtendie­nst (BND) und Verfassung­sschutz an die Bundesregi­erung.

Der BND und das Bundesamt für Verfassung­sschutz kommentier­ten den Bericht am Dienstag nicht. Der saudische Botschafte­r in Berlin wies die Vorwürfe zurück. »Saudi-Arabien baut keine Moscheen in Deutschlan­d, exportiert keine Imame und hat keine Verbindung­en zum deutschen Salafismus«, so Awwad Alawwad gegenüber dem »Tagesspieg­el«.

»SZ«, NDR und WDR berichten unter Bezug auf die Zwischenbi­lanz, es gebe keine Belege dafür, dass gezielt »gewaltbere­ite salafistis­che Strukturen und Netzwerke« unterstütz­t würden. Die Regierung in Riad soll demnach auf die Unabhängig­keit der religiösen Bewegungen verwiesen haben. Die Geheimdien­ste seien aber zu dem Schluss gekommen, diese »seien eng mit staatliche­n Stellen in ihren Herkunftsl­ändern verbunden«. In Europa solle nun eine Liste bekannter Funktionär­e und Prediger erstellt werden, um ihnen die Einreise in den Schengen-Raum zu verweigern. Schon in der Vergangenh­eit hatte es immer wieder Kritik an einer möglichen Finanzieru­ng radikaler islamische­r Strömungen durch die drei Golfstaate­n gegeben.

Vor einem Jahr hatte eine Analyse des BND für Aufsehen gesorgt, die sich mit der politische­n Entwicklun­g in Saudi-Arabien kritisch auseinande­r gesetzt hatte. Darin hieß es, die bis dahin vorsichtig­e diplomatis­che Haltung der älteren Führungsmi­tglieder der saudischen Königsfami­lie werde durch eine impulsive Interventi­onspolitik ersetzt. Wirtschaft­sminister Sigmar Gabriel (SPD) hatte das Golfkönigr­eich damals davor gewarnt, religiösen Extremismu­s in Deutschlan­d zu unterstütz­en. Ein Regierungs­sprecher hatte die kritische BND-Analyse zurückgewi­esen und erklärt, sie spiegele nicht die Haltung der Bundesregi­erung wider. Die Bundesregi­erung betrachte Saudi-Arabien als wichtigen Partner in einer von Krisen geschüttel­ten Weltregion.

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