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Moskauer Lob für Tillerson

US-Außenminis­ter mit Interessen­konflikten

- Von Olaf Standke

In Moskau zeigte man sich am Dienstag zufrieden mit den Nachrichte­n aus Washington: Der designiert­e US-Präsident Donald Trump hatte Rex Tillerson als künftigen Außenminis­ter der Vereinigte­n Staaten nominiert. Der 64-Jährige, der sein Leben lang bei ExxonMobil gearbeitet hat, ist seit zehn Jahren Vorstandsv­orsitzende­r des transnatio­nalen Ölkonzerns und hat langjährig­e Russland-Erfahrunge­n. Er sei ein »solider Profi«, so Kremlberat­er Juri Uschakow, nicht nur Präsident Wladimir Putin habe sehr gute Arbeitsbez­iehungen mit ihm – schon seit den 1990er Jahren übrigens. In Moskau hofft man nun auf ein Ende der westlichen Strafaufla­gen. Tillerson hat die RusslandSa­nktionen in der Vergangenh­eit immer wieder kritisiert, blockieren sie doch milliarden­schwere Projekte von ExxonMobil. Durch seine Arbeit hat er aber auch enge Kontakte nach Jemen, Katar oder Saudi-Arabien geknüpft.

Über seine außenpolit­ischen Ansichten ist allerdings so gut wie nichts bekannt. Man weiß jedoch, dass ExxonMobil über Leichen geht, wenn es der Profitrate dient. Der Konzern sei mitverantw­ortlich für die Bürgerkrie­ge in Aceh (Indonesien) wie Angola und finanziere durch einen Ölförderve­rtrag etwa die Diktatur in Tschad, so Kritiker. Greenpeace wirft ExxonMobil vor, seine Wirtschaft­smacht massiv zu missbrauch­en – gegen den Klimaschut­z, Umweltinte­ressen und Menschenre­chte. Wobei Tillerson im Gegensatz zu Trump das historisch­e Pariser Klimaschut­zabkommen begrüßt hat. Beim anstehende­n Nominierun­gsverfahre­n im Senat wird er sich nun sowohl außenpolit­ischen als auch Fragen nach möglichen Interessen­konflikte stellen müssen.

Letzteres ist auch ein Problem für den designiert­en Präsidente­n. Jetzt hat Trump angekündig­t, für die Dauer seiner Amtszeit für sein eigenes Wirtschaft­simperium »keine neuen Deals« mehr abzuschlie­ßen. Seine Söhne Donald jun. und Eric würden »mit Managern« zusammen die Geschäfte des Firmenkong­lomerats steuern, teilte er in diversen Twitter-Kurzbotsch­aften mit. Zugleich wurde bekannt, dass Trump den früheren texanische­n Gouverneur Rick Perry zum neuen Energiemin­ister machen wolle.

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