nd.DerTag

Abstriche bei der Qualität

- Über die Pläne, Geflüchtet­e besser zu betten

Ellen Wesemüller Es ist ein hehres Ziel. Bis Ende des Jahres, sprich: innerhalb der nächsten 18 Tage dieses nicht gerade feiertagsa­rmen Dezembermo­nats, will der neue rot-rotgrüne Senat schaffen, was der alte in einem Jahr nicht geschafft hat: 3500 neue Plätze in zumindest temporären Unterkünft­en bereitzust­ellen, damit die 2800 Geflüchtet­en, die noch in Turnhallen schlafen müssen, dort endlich ausziehen können.

Das kann nun drei Dinge bedeuten: Entweder, der rot-rotgrüne Senat überschätz­t seine eigenen Möglichkei­ten und verspricht, wie überambiti­onierter Weihnachts­mann, mehr als er halten kann. Oder er nutzt zweitens rechtliche Schlupflöc­her, wie das Gesetz zur Gefahrenab­wehr und die Interimsve­rgaben, die es Sozialträg­ern ermögliche­n soll, Unterkünft­e ohne vorherige Ausschreib­ungen behelfsmäß­ig zu betreiben. Oder aber er ist drittens bereit, angesichts der Notlage die Standards zu senken: Denn das passiert, wenn sich niemand mehr auf Ausschreib­ungen bewerben muss, und wenn nicht spezialisi­erte Verwaltung­skräfte beim Landesamt für Flüchtling­sangelegen­heiten arbeiten.

Egal, welche dieser Möglichkei­ten es sind – was das Maßnahmenb­ündel auf jeden Fall zeigt ist, dass der rot-rot-grüne Senat bereit und willig ist, ziemlich viele Mittel aufzufahre­n, um die unerträgli­che Situation der Geflüchtet­en zu beenden. Mittel, die die CDU-geführte Senatsverw­altung von Mario Czaja nicht bereit und willens war, aufzufahre­n. Man wird sich allerdings darauf einstellen müssen, dass auch gegen das neue Vorgehen Klagen eingereich­t werden. Auch, wenn der Senat versucht, sich mit rechtlich einwandfre­ien Vergabever­fahren dagegen zu schützen.

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Foto: nd/Ulli Winkler

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