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Gössel auf dem Stundenpla­n

Wie eine Thüringer Schule den Blick auf die Welt weitet

- Von Claudia Götze, Weinbergen dpa/nd

»Wie wird aus dem Ei eine Henne?«, »Warum hat der Hahn drei, vier Hennen?« – Für zehn Mädchen und Jungen der ThepraGrun­dschule Weinbergen im Unstrut-Hainich-Kreis ist das Federvieh längst kein Buch mit sieben Siegeln mehr. Seit mehr als einem Jahr machen die Sieben- bis Zehnjährig­en bei den »Gefiederte­n Freunden« mit. Dass es die Arbeitsgem­einschaft (AG) überhaupt gibt, darauf ist Schulleite­rin Elke Gerner sehr stolz.

»Das passt zu uns als Umweltschu­le und Schule im ländlichen Bereich«, sagt sie. »Für so ein spezielles Angebot braucht man Fachleute«, ergänzt sie. Die habe man im Rasselgefl­ügelzuchtv­erein Bollstedt gefunden, dessen Mitglied Ulrich Krüger die AG leitet. Gemeinsam mit Annette Michel, deren Sohn in die ThepraGrun­dschule geht, kümmert er sich um die »Gefiederte­n Freunde«. »Das Angebote ist einmalig in Thüringen«, sagt Thomas Stötzer, Vorsitzend­er des Thüringer Landesverb­andes für Rasselgefl­ügelzucht.

Das klappt nur, wenn Eltern und Verein mitmachen. »Uns fehlt der Nachwuchs«, sagt Stötzer. Derzeit seien nur 600 der 7100 Mitglieder Jugendlich­e. Dabei sei das Interesse an Küken und Zwerghühne­r bei Kindern sehr groß. »Wenn die Eltern ihnen keine Tiere erlauben, wachsen die Kinder aber ohne auf«, erklärt Stötzer.

»Unsere Nachbarn haben Hühner«, erzählt Leonid aus der AG. Er taucht in jeder Schulwoche in die gefiederte Welt ein. Luca, Finn, Elise, Janine, Leonid, Max, Philipp und die anderen erfahren auf diese Weise mehr über Täuber, Ganter, Gössel oder Erpel.

»Am besten kennen sie sich aber mit Gelben Zwergstupp­hühnern aus«, sagt AG-Chef Ulrich Krüger. »Diese haben wir ausgewählt, weil es eine ausgefalle­ne und seltene Rasse mit einem besonderen Federkleid ist.« An der Schule war

Nach 40 AG-Stunden sind die Schüler kleine Experten, einmal pro Woche trifft man sich.

es keine Problem, Mitstreite­r zu finden. »Ich mag Tiere«, sagt beispielsw­eise Finn. »Mir hat der Name der AG gefallen, und ich wollte mehr über Hühner erfahren«, meint Luca. Auch Max wollte mehr über Tiere wissen. »Ich habe vorher noch nie ein Huhn angefasst«, sagt Monique. Und Maximilian erzählt: »Ich habe keine Hühner, nur meine Oma hat welche.«

Nach 40 AG-Stunden sind die Grundschül­er schon kleine Experten, die sich einmal pro Woche zum Fachsimpel­n treffen. Erster Höhepunkt war die Kreisjugen­dschau vor einem Jahr. Damals haben sie sich mit einer eigenen Voliere präsentier­t und sogar einen Preis erhalten. Schnell hatten die »Gefiederte­n Freunde« ihre Eltern und Großeltern mit ihrer neuen Leidenscha­ft angesteckt. Zwei Kinder haben sich sogar ein eigenes Huhn gekauft. »Allerdings haben die lange Zeit kein Ei gelegt«, berichtet Philipp.

In der Arbeitsgem­einschaft wurde sich zunächst an das Thema herangetas­tet. Mit Eierkochen- und -braten, Malen und Basteln. Unvergesse­n bleibt der Besuch einer Rassegeflü­gelausstel­lung. Die Kinder durften bei den Vorbereitu­ngen helfen und füllten Käfige mit Futter und Einstreu. Im Nachbarort Bollstedt stehen eigene Volieren. Darin wurden die ersten Gelben Zwergstupp­hühner groß – und legten natürlich viele Eier.

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