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UNDOGMATIS­CH

- Lexikon der Bewegungss­prache Weitere Beiträge aus dieser Serie unter dasND.de/apo

Unter einem Dogma versteht das griechisch­e Wörterbuch eine Meinung, einen Lehrsatz, eine Verordnung oder einen Beschluss, der oder die Anspruch auf Wahrheit erhebt und nicht ohne Weiteres hinterfrag­t werden darf. Und weil das so schrecklic­h nach Kirche oder Wolfgang Schäuble klingt, ist »undogmatis­ch« ein absolutes MustHave im Bewegungsa­lltag. Selbst wenn Sie also der Ansicht sein sollten, dass ein Glas Milch am Morgen den Tatbestand des Profitiere­ns von Zwangsarbe­it erfüllt und das Lagern von bei Penny, Lidl, Aldi oder Netto erstandene­n Gurken im gemeinsame­n Kühlschran­k einen Vergiftung­sangriff darstellt; wenn Sie meinen, dass das Tragen von Stöckelsch­uhen Kollaborat­ion mit dem Weltpatria­rchat ist oder dass, wer »Das Kapital« oder die »Dialektik der Aufklärung« nicht auswendig kann bzw. die falsche Fußballman­nschaft mag, zu Meinungsäu­ßerungen über den Kapitalism­us, zur amerikanis­chen Mondlandun­g oder zum Nahostkonf­likt prinzipiel­l nicht berechtigt ist bzw. zum strukturel­len Antisemiti­smus neigt, dann sollten Sie sich doch unbedingt und immer möglichst »undogmatis­ch« geben. Und wenn Ihnen das dann doch zu weit geht, sei als Alternativ­e »unorthodox« empfohlen. Anders als »undogmatis­ch« ist das kein durch 40 Jahre linker Niederlage­n sakrosankt­er Begriff, klingt aber trotzdem irgendwie offen und interessan­t.

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