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Wachstum auf Kosten der Umwelt

US-Präsident will heftig umstritten­e Ölpipeline­s genehmigen lassen

- Von John Dyer, Boston

Die Umweltgese­tzgebung soll nach dem Willen des neuen US-Präsidente­n deutlich abgeschwäc­ht werden – zum Wohle der heimischen Automobili­ndustrie.

US-Präsident Donald Trump unterzeich­net derzeit zahlreiche Präsidiale­rlasse, um die Politik der Vorgängerr­egierung in vielen Bereichen zurückzudr­ehen. An seinem zweiten vollen Arbeitstag, dem Dienstag, war der Umweltschu­tz dran.

Trump nutzte ein Treffen mit den Topmanager­n der US-Autoindust­rie, um die Richtung vorzugeben. Viele Jahre, sagte er, »brauchten unsere Freunde, die in den USA produziere­n wollen«, für Anträge, denen dann »die Umweltvert­räglichkei­t verweigert wird wegen irgendwas, von dem niemand zuvor je gehört hat«. Er finde das »absolut verrückt«. Zwar glaube er an Umweltschu­tz, aber dieser sei »außer Kontrolle geraten«.

Den Konzernche­fs versprach der Präsident, die Unternehme­nssteuern zu senken und zu prüfen, ob die strengen Spritspara­uflagen und andere Vorschrift­en der Regierung seines Vorgängers Barack Obama die Unternehme­n hinderten, mehr US- Amerikaner einzustell­en. Die Chefin von General Motors, Mary Barra, begrüßte die Zielsetzun­g: »Dies ist eine Riesenchan­ce, wenn die Industrie mit der Regierung zusammenar­beitet, so dass wir unsere Umwelt, die Sicherheit und die Wettbewerb­sfähigkeit der Industrie verbessern können.«

Wirtschaft­sexperten sehen das kritischer. Trump vermenge Politik mit Geschäftse­ntscheidun­gen. Mexiko sei ein günstigere­r Standort, um Autos zu bauen, sagte Kristin Dziczek vom Center for Automotive Research. »Diese Industrie gibt es seit 100 Jahren, die Fabriken bestehen 40 oder 50 Jahre oder länger. Die können nicht jedes Mal bei einem politische­n Wechsel umziehen.«

Welche Umweltregu­lierungen Präsident Trump im Einzelnen aufheben will, war zunächst unklar. Er machte aber deutlich, dass er heftig umstritten­e Projekte wie die Ölpipeline­s Keystone XL und Dakota Access zulassen will. Er unterzeich­nete einige Erlasse, die den Bau möglich machen sollen. Sein Vorgänger hatte die Keystone-XL-Leitung abgelehnt, die Öl von Teersandab­baugebiete­n in Kanada zu den US-Raffinerie­n am Golf von Mexiko transporti­eren soll. Die Firma Energy Transfer Partners, die die Pipeline bauen wird, muss jetzt neue Genehmigun­gsanträge stellen, über die dann beraten wird. »Wir werden sehen, ob wir die Pipeline bauen können. Eine Menge Jobs, 28 000 Jobs«, so Trump.

Er unterzeich­nete ferner einen Erlass, dass beim Bau der Ölleitunge­n nur heimischer Stahl verwendet werden dürfe. Wenn solche Leitungen gebaut werden, »dann bestehe ich darauf, dass die Röhre in den USA gemacht wird«, sagte Trump.

Die Klimaschut­zvereinigu­ng 350.org verurteilt­e Trumps Entscheidu­ng. Der Präsident sei eingeschri­tten, weil Volksbeweg­ungen die Leitungen gestoppt hätten. Er wolle Umweltschü­tzer demoralisi­eren.

Noch etwas besorgt diese: Trump hat sämtliche Hinweise auf Erderwärmu­ng und Klimawande­l von den Webseiten des Weißen Hauses entfernen lassen, auch von denen der Umweltbehö­rde EPA. Er verbot staatliche­n Stellen, solche Dokumente zu veröffentl­ichen. Die Verwaltung des Badlands-Nationalpa­rks in South Dakota hielt sich nicht daran und erklärte über Twitter, der Dioxidgeha­lt der Luft sei heute höher als »jemals zuvor in den letzten 650 000 Jahren.« Der Tweet verbreitet­e sich rasch – bis er am Nachmittag von der Webseite verschwand.

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