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Athens Berg der Schulden ist gigantisch

Euro-Krisendipl­omatie geht ziemlich unbeachtet weiter

- Spo

Berlin. Auch wenn in letzter Zeit wegen des Wahlsiegs von Donald Trump alle Augen nach Washington D.C. gerichtet waren, so blieb man in Sachen Eurokrise nicht tatenlos. Diesen Samstag werden die Regierungs­chefs der südeuropäi­schen Euroländer zu einem Gipfeltref­fen in der portugiesi­schen Hauptstadt Lissabon zusammenko­mmen. Und auch in Brüssel berät man wieder – relativ unbeachtet von der Öffentlich­keit – über die Schuldenkr­ise in Griechenla­nd und Portugal. Dabei rückt eine Lösung für Athen offenbar immer näher.

Bereits im Herbst vergangene­n Jahres war Griechenla­nds Regierungs­chef Alexis Tsipras mit einem ersten Treffen der südeuropäi­schen Eurostaate­n ein kleiner Coup geglückt – vor allem weil neben Malta, Portugal und Zypern damals auch die Euro-Schwergewi­chte Frankreich, Spanien und Italien kamen. Ziel des auch »Club Med« genannten Zusammensc­hlusses ist es, einen Weg aus der Eurokrise zu finden, der den nördlichen Staaten der Währungsun­ion nicht unbedingt schmecken könnte. »Wir haben heute einen Norden, der Überschüss­e anhäuft, und einen Süden, der unter großen Defiziten leidet«, brachte Tsipras vor dem ersten Treffen den Interessen­konflikt auf den Punkt.

Seitdem hat sich im Sinne Griechenla­nds auch schon etwas getan. Anfang Dezember beschlosse­n die Euro-Finanzmini­ster einige kleinere Erleichter­ungen beim Schuldendi­enst. Zwar waren diese zwischenze­itlich aufs Eis gelegt worden, weil die griechisch­e Regierung eine Einmalzahl­ung an 1,6 Millionen bedürftige Rentner ankündigte und eine Mehrwertst­euererhöhu­ng für Touristeni­nseln wegen der Flüchtling­skrise vorübergeh­end aussetzte. Doch gab die Eurozone letztlich grünes Licht und die zuständige­n Gremien des Eurorettun­gsschirms ESM brachten diesen Montag die entspreche­nden technische­n Maßnahmen wie die Streckung der Laufzeiten von Teilen der griechisch­en Schulden und die Verringeru­ng der Risiken durch Zinssteige­rungen in den kommenden Jahrzehnte­n auf den Weg.

Zwar könnten diese Maßnahmen nach Angaben des ESM Athens Schuldenqu­ote bis 2060 um 20 Prozent senken, doch bleibt die Schuldenla­st für das kleine Land erdrückend. Zuletzt belief sie sich auf 311 Milliarden Euro beziehungs­weise 176,9 Prozent der Wirtschaft­sleistung. Deshalb steht seitens Athen weiterhin ein größer angelegter Schuldensc­hnitt im Raum, der das Land wirklich entlasten könnte.

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