nd.DerTag

Make the Dow Jones great again

- Kurt Stenger über die Börsenrall­ye in den USA

Mit harten Fakten hat es der neue US-Präsident bekanntlic­h nicht so, aber wenn er irgendetwa­s für wahr hält, dann ganz gewiss die Börsenzahl­en. Und die geben ihm und seinen wirtschaft­spolitisch­en Ankündigun­gen spekulativ­en Rückenwind: Erstmals in seiner über 100-jährigen Geschichte hat der US-Leitindex Dow Jones die 20 000-Punkte-Marke übersprung­en.

Nun haben politische Börsen oft kurze Beine, wie ein bekannter Finanzspru­ch lautet, und Stimmungen unter Anlegern wechseln rasch. Doch die aktuelle Aktienkurs­rallye zeigt, dass es völlig falsch wäre zu glauben, die Wirtschaft habe Furcht vor Trump, wie es hierzuland­e gerne suggeriert wird. Das Gegenteil ist der Fall: In den obersten Konzerneta­gen wie auch unter Investoren reibt man sich die Hände angesichts der Aussicht auf weitere Unternehme­nssteuerse­nkung, das Überbordwe­rfen unnützen Umwelt- und Klimaschut­zballasts sowie den Schutz vor gewerkscha­ftlichen Unbotmäßig­keiten. Und das alles hinter Mauern aus Beton und Importzöll­en.

Aus volkswirts­chaftliche­r Sicht wird diese Politik, egal wie viel davon letztlich zu realisiere­n ist, schädlich für die USA sein. Das gilt insbesonde­re für die Beschäftig­ten, die staatliche Finanzlage, für Innovation­en und die Gesundheit der Bürger. Doch das ist nicht der kursichtig­e Blickwinke­l von Börsianern. Ihnen reicht es, wenn die Dow-Jones-Kurse so richtig groß sind.

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