Make the Dow Jones great again
Mit harten Fakten hat es der neue US-Präsident bekanntlich nicht so, aber wenn er irgendetwas für wahr hält, dann ganz gewiss die Börsenzahlen. Und die geben ihm und seinen wirtschaftspolitischen Ankündigungen spekulativen Rückenwind: Erstmals in seiner über 100-jährigen Geschichte hat der US-Leitindex Dow Jones die 20 000-Punkte-Marke übersprungen.
Nun haben politische Börsen oft kurze Beine, wie ein bekannter Finanzspruch lautet, und Stimmungen unter Anlegern wechseln rasch. Doch die aktuelle Aktienkursrallye zeigt, dass es völlig falsch wäre zu glauben, die Wirtschaft habe Furcht vor Trump, wie es hierzulande gerne suggeriert wird. Das Gegenteil ist der Fall: In den obersten Konzernetagen wie auch unter Investoren reibt man sich die Hände angesichts der Aussicht auf weitere Unternehmenssteuersenkung, das Überbordwerfen unnützen Umwelt- und Klimaschutzballasts sowie den Schutz vor gewerkschaftlichen Unbotmäßigkeiten. Und das alles hinter Mauern aus Beton und Importzöllen.
Aus volkswirtschaftlicher Sicht wird diese Politik, egal wie viel davon letztlich zu realisieren ist, schädlich für die USA sein. Das gilt insbesondere für die Beschäftigten, die staatliche Finanzlage, für Innovationen und die Gesundheit der Bürger. Doch das ist nicht der kursichtige Blickwinkel von Börsianern. Ihnen reicht es, wenn die Dow-Jones-Kurse so richtig groß sind.