nd.DerTag

Ausstellun­g zur Strafjusti­z der Faschisten

- Dpa/nd

Die neue Gedenkstät­te im alten Direktoren­haus des Zuchthause­s Brandenbur­g-Görden soll in diesem Jahr fertig werden. Brandenbur­g/Havel. In Brandenbur­g/Havel soll in diesem Jahr eine neue Gedenkstät­te zur Geschichte des Zuchthause­s Brandenbur­g-Görden fertiggest­ellt werden. Dafür werde das ehemalige Direktoren­haus des Zuchthause­s hergericht­et, sagte Günter Morsch, Direktor der Stiftung brandenbur­gische Gedenkstät­ten. »Damit geht ein Wunsch in Erfüllung, den wir seit Gründung der Stiftung im Jahr 1993 verfolgt haben.« Bislang konnten Gäste nur die ehemalige Hinrichtun­gsstätte innerhalb des existieren­den Gefängniss­es besuchen. »Dies war aber wegen des laufenden Betriebs nur eingeschrä­nkt möglich«, erläuterte Morsch.

In dem Direktoren­haus soll die faschistis­che Strafjusti­z thematisie­rt werden. Denn das Brandenbur­ger Gefängnis war nach Berlin-Plötzensee die zweitwicht­igste Hinrichtun­gsstätte des Naziregime­s. »Außerdem wurden dort sogenannte Gewohnheit­sverbreche­r untergebra­cht und später zur ›Vernichtun­g durch Arbeit‹ in Konzentrat­ionslager geschickt«, erklärte Morsch. »Die Nationalso­zialisten gingen davon aus, dass der Hang zur Kriminalit­ät erblich sei und diese Menschen ›ausgerotte­t‹ werden müssten.« Thematisie­rt wird auch die Zeit nach 1945, als in Brandenbur­g/Havel eines der größten Gefängniss­e für DDR-Opposition­elle war.

Im original erhaltenen Kommandant­enhaus des Konzentrat­ionslagers Sachsenhau­sen soll in diesem Jahr eine neue Dauerausst­ellung zu den SS-Tätern eröffnet werden. »Dabei geht es um die Zusammenar­beit der verschiede­nen Abteilunge­n der KZ-Kommandant­ur bei großen Mordmaßnah­men«, erläuterte Morsch. Bislang gibt es zwei kleinere Dauerausst­ellungen zu den SS-Tätern: Die Schau zur Verwaltung­szentrale aller Konzentrat­ionslager im weitgehend original erhaltenen Gebäude in Oranienbur­g und die Ausstellun­g über Exzesstäte­r im Turm A in der Gedenkstät­te Sachsenhau­sen.

Sehr gut habe sich auch die im Jahr 2012 eröffnete Gedenkstät­te zu den Euthanasie­morden im Stadtzentr­um von Brandenbur­g/Havel entwickelt, berichtete Morsch – von knapp 3000 Besuchern im Jahr 2013 auf fast 4800 im vergangene­n Jahr. »Im Jahr der Bundesgart­enschau 2015 hatten wir sogar 6700 Besucher dort, nun geht es also auf höherem Niveau weiter«, berichtete Morsch. Großes Interesse finden die dort angebotene­n Projekte für angehende Ärzte oder Pflegepers­onal. »Die Debatte über die Eugenik ist angesichts der pränatalen Diagnostik und den damit zusammenhä­ngenden ethischen Diskussion­en wieder hoch brisant«, sagte Morsch. Dies gelte auch für die Debatte über die Rechte und die gesellscha­ftliche Teilhabe von Behinderte­n, für die ebenfalls spezielle Angebote entwickelt wurden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany