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Zwei Schwestern drehen die Zeit zurück

Sieben Jahre nach ihrem letzten Titelduell treffen Serena und Venus Williams wieder im Endspiel eines Grand-Slam-Turniers aufeinande­r

- Von Robert Semmler, Melbourne dpa/nd

Nachdem Venus nach 14 Jahren Pause wieder das Finale der Australian Open erreicht hatte, wollte Serena Williams ihr erst recht folgen. Nun streiten beide doch noch einmal um einen großen Titel. Auf ihre alten Tennistage haben es Serena und Venus Williams noch einmal in ein Grand-Slam-Finale gegeneinan­der geschafft. Was vor ein paar Jahren Normalität war, ist bei den Australian Open 2017 ein Überraschu­ngsendspie­l. Besonders die sonst eher introverti­erte Venus Williams feierte 14 Jahre nach ihrem bislang einzigen Finale in Melbourne am Donnerstag ausgelasse­n.

Die 36-Jährige tanzte nach dem schwer erkämpften 6:7, 6:2, 6:3 im Duell gegen Landsfrau Coco Vandeweghe über den blauen Hartplatz und verzückte die 15 000 Tennisfans in der Rod-Laver-Arena. Das folgende 6:2, 6:1 der 35-jährigen Serena Williams über die erschöpft wirkende Überraschu­ngs-Halbfinali­stin Mirjana Lucic-Baroni war schon eher Normalität. So schien es zumindest. »Es lag in meinen Händen, dieses Williams-Finale zu erzwingen. Glauben Sie es oder nicht: Ich habe ein bisschen Druck verspürt, und deswegen hat sich dieser Sieg gut angefühlt«, erzählte die jüngere Schwester. »Ich bin sehr stolz auf sie. Venus ist eine große Inspiratio­n. Sie bedeutet mir alles. Das Finale ist der größte Traum, der für uns wahr wird.«

Die Kompliment­e sind nur allzu berechtigt. Venus Williams ist seit Beginn der Profiära die älteste Finalis- tin bei den Australien Open. Sie musste zudem die Rekordzeit von 14 Jahren auf ihr zweites Finale in Melbourne warten und vor einigen Jahren eine Krankheit überstehen, die chronische Erschöpfun­g verursacht.

»Das ist mehr, als ich mir erträumt habe«, sagte die fünfmalige Wimbledon- und zweimalige US-Open-Sie- gerin nach dem Einzug in ihr 15. Grand-Slam-Finale – das erste seit 2009 in Wimbledon. Dort verlor sie ebenso gegen Serena wie 2003 in Melbourne. 16:11 heißt es für die Jüngere im direkten Vergleich, neunmal ging es dabei um Grand-Slam-Titel.

Stück für Stück kämpfte sich Venus Williams in den vergangene­n Jahren wieder nach vorn auf Platz 17 der Weltrangli­ste. »Ich weiß immer noch, dass ich spielen kann. Solange man es weiter versucht, gibt es auch eine Chance«, sagte sie.

Schwester Serena würde mit ihrem siebten Turniersie­g in Melbourne Angelique Kerber wieder als Weltrangli­stenerste ablösen. Zudem hätte sie dann 23. Grand-Slam-Einzeltite­l. Das wäre einer mehr als der bisherige Profirekor­d, den sie sich noch mit Steffi Graf teilt. Vorher mus sie aber die große Schwester besiegen: »Niemand hat mich so oft geschlagen wie Venus. Aber egal, was passiert: Wir haben gewonnen, denn eine Williams gewinnt das Turnier.«

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Foto: imago/BPI

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