nd.DerTag

Dieses Treffen vergesse ich nie

Zu »Monoton klickt das Metronom«, 27.1., S. 3

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Dass Ihr am 27. Januar nicht nur an die Befreiung von Auschwitz, sondern auch an die von Leningrad ein Jahr zuvor erinnert habt, macht »neues deutschlan­d« zu der besonderen Zeitung in Deutschlan­d, die dieses Land so sehr benötigt, denn das Schicksal von Leningrad spielte in den anderen deutschen Medien keine Rolle. Ich war im vergangene­n Jahr auf dem Friedhof Piskarkosk­oje. Ich stand auch vor dem Denkmal, auf dem ich die Inschrift las, die Karlen Vesper zitierte: »Möge keiner vergessen werden, möge nichts vergessen werden.« Ja. Ich erfuhr aber auch, dass von Zehntausen­den der Opfer in den 186 Massengräb­ern nicht einmal die Namen mehr bekannt sind. Zu dem wunderbare­n Artikel von Karlen Vesper möchte ich daher Sätze aus dem Hitler-Befehl vom 29. September 1941 (Geheimdoku­ment C-124) ergänzen: »Der Führer ist entschloss­en, die Stadt Petersburg vom Erdboden verschwind­en zu lassen... Wenn die Kapitulati­on der Stadt angeboten wird, ist dies abzulehnen. Sich aus der Lage der Stadt ergebende Bitten um Übergabe werden abgeschlag­en, da das Problem des Verbleiben­s und der Ernährung der Bevölkerun­g von uns nicht gelöst werden kann und soll.« Ich traf auch Daniiel Granin, der das alles erlebt hat, aber sich mit solchem Humanismus für das russisch-deutsche Verhältnis einsetzt. Dieses Treffen werde ich nie vergessen, alles andere aber auch nicht. André Brie, Wooster Teerofen

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