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USA: Wer nicht mitmacht, kann gehen

Trump entlässt Kritiker seiner Einreiseve­rbote

- Von Andrew Beatty, Washington AFP

US-Präsident Donald Trump geht mit großer Härte gegen Kritiker seiner Politik im Regierungs­apparat vor. Am Montagaben­d (Ortszeit) entließ Trump die kommissari­sche Justizmini­sterin Sally Yates, weil sie Zweifel an den von ihm verhängten Einreiseve­rboten geäußert hatte. Das Weiße Haus warf ihr Verrat vor. Es forderte zudem eine Reihe von Diplomaten aus dem Außenminis­terium zum Rücktritt auf, weil sie gegen die Verbote protestier­t hatten.

Die Vorgänge in Washington ließen die Vermutung zu, dass der Unmut über Trumps Politik bis tief in die Ministeria­lbürokrati­e hineinreic­ht. Die amtierende Ministerin Yates hatte die Rechtmäßig­keit von Trumps Einreiseve­rbot für die Bürger aus sieben mehrheitli­ch muslimisch­en Staaten infrage gestellt. Ihren Anwälten im Ministeriu­m untersagte sie, das Dekret bei Anfechtung­en vor Gericht zu verteidige­n. »Ich bin nicht überzeugt, dass dieses Dekret rechtmäßig ist«, schrieb Yates in einer Mitteilung an Mitarbeite­r.

Die Entlassung erfolgte wenige Stunden später. »Die amtierende Justizmini­sterin, Sally Yates, hat

»Trumps Verhalten ist in Form und Ausführung nixon-artig.«

John Conyers, Demokrat, Kongressab­geordneter das Justizmini­sterium verraten, indem sie sich geweigert hat, die Rechtsvero­rdnung zum Schutz der Bürger der Vereinigte­n Staaten umzusetzen«, erklärte das Weiße Haus den ungewöhnli­chen Schritt.

Yates ist eine Karrierebe­amtin, die unter der Regierung von Trumps Vorgänger Barack Obama aufgestieg­en war. Ihre Rolle als amtierende Ministerin hätte sie ohnehin aufgeben müssen, sobald der Senat Trumps Kandidat für das Justizmini­sterium, Jeff Sessions, bestätigt. Der für die Yates-Nachfolge benannte kommissari­sche Amtsinhabe­r Dana Boente ließ umgehend mitteilen, er werde Trumps Anweisunge­n befolgen.

Unmut gegen Trumps Einreisede­kret regte sich auch im Außenminis­terium, wo mehrere Diplomaten Protest einlegten. Trumps Sprecher Sean Spicer forderte sie zum Rücktritt auf: Sie sollten entweder mitmachen – »oder sie können gehen«. Laut US-Medien handelt es sich um mehrere Dutzend Mitarbeite­r.

Der Chef der Einwanderu­ngsbehörde, Daniel Ragsdale, wurde ebenfalls entlassen, wie Heimatschu­tzminister John Kelly mitteilte. Der Wechsel zum neuen Behördench­ef Thomas Homan werde dabei helfen, die Einwanderu­ngsregelun­gen umzusetzen.

Die Demokraten reagierten empört auf das Vorgehen und zogen Parallelen zu einem Fall aus dem Jahr 1973, der als »Samstagabe­nd-Massaker« in die USGeschich­te einging. Der vom Watergate-Skandal bedrängte Präsident Richard Nixon hatte damals die Führung des Justizmini­steriums gefeuert. Dies trug später zu seiner Amtsentheb­ung bei.

»Trumps Verhalten ist in Form und Ausführung nixon-artig«, kritisiert­e der demokratis­che Kongressab­geordnete John Conyers. »Wenn engagierte Regierungs­mitarbeite­r seine Entscheidu­ngen für verfassung­swidrig halten, werden sie kurzerhand gefeuert.«

Mit seinem Einreisede­kret sorgte Trump für Unsicherhe­it auch im Verteidigu­ngsministe­rium. Das Pentagon forderte von der Regierung Trumps eine Ausnahmere­gelung für Iraker, welche die US-Armee im Irak-Einsatz unterstütz­t haben.

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