nd.DerTag

Autobauer geben sich zukunftsfr­eudig

Industriev­ertreter trafen sich zum »Car-Symposium« in Bochum / Trump wirft Schatten auf Konferenz

- Von Sebastian Weiermann, Bochum

Beim »Car-Symposium« in Bochum sollten E-Mobilität und autonomes Fahren im Mittelpunk­t stehen. Aber der Schatten von Donald Trump schwebte über der Konferenz. Seit einigen Jahren bereits lädt Ferdinand Dudenhöffe­r, der an der Universitä­t Duisburg-Essen zur Automobilw­irtschaft lehrt, zum »Car-Symposium« ein. Das Branchentr­effen, zu dem sich auch in diesem Jahr wieder rund 1000 Teilnehmer angemeldet hatten, steht immer unter einem Motto. Etwa »Szenarien für eine automobile Zukunft« oder, wie im vergangene­n Jahr, »Neue Mobilität – Sicher und ohne Lenkrad?« Das Fragezeich­en ist in diesem Jahr weggefalle­n, »Autopapst« Dudenhöffe­r und sein Team sehen eine »Zeitenwend­e in der Automobili­ndustrie«.

Prominente­r Hauptredne­r war der BMW-Vorstandsv­orsitzende Harald Krüger. Er sprach vom Sprung des bayerische­n Autobauers in eine neue Zeit. Zum 101. Jubiläumsj­ahr des Unternehme­ns soll es um »nachhaltig­e und zukunftswe­isende Mobilitäts­konzepte« gehen. Der BMW-Chef erklärte, jetzt würden die Weichen für die Zukunft gestellt. Sein Konzern investiere deshalb in Start-up-Unternehme­n, dort sei die Innovation­skraft am Größten. Auch sonst sind ungewohnte Worte aus dem Mund des Konzernche­fs zu hören, die deutschen Autobauern wohl noch vor kurzem nicht eingefalle­n wären. Man setze zum Beispiel bei der Kartensoft­ware auf »offene Plattforme­n« und gehe gern Kooperatio­nen ein – auch mit anderen Autobauern. Denn: Für manche Projekte seien einzelne Autobauer zu klein, heißt es.

Krüger geht auch auf das große Thema der Konferenz ein und ver- spricht, dort werde es in den nächsten fünf Jahren »große Sprünge« geben. Es sei gut, dass die Bundesregi­erung ein Gesetz auf den Weg gebracht habe, das selbst fahrende Autos bald auch auf Deutschlan­ds Straßen möglich mache. Doch bei aller Euphorie über Autos, die sich allein steuern können, will BMW den Kunden auf absehbare Zeit die Wahl lassen. An einem sonnigen Tag durch die Voralpen zu fahren bereite einfach Spaß, so Harald Krüger. Auf die Frage, warum er immer von sportliche­n Autos spreche, erklärte der BMW-Chef, das Bedürfnis dynamisch zu fahren liege »in unseren Genen«.

Trotz des positiven Blicks in die Zukunft – über dem »Car-Symposium« liegt der lange Schatten des neuen US-Präsidente­n Donald Trump. BMW hat ein großes Werk in Mexiko. Sorgen macht sich Krüger deswegen zwar erst mal nicht, denn wenn die angedrohte­n Einfuhrzöl­le kämen, werde man in Mexiko eben für andere Märkte als den nordamerik­anischen produziere­n. Protektion­istische Tendenzen bereiten dem Unternehme­n dennoch Sorgen. Man sei als »global agierendes Unternehme­n« aber so aufgestell­t, dass Umsätze, die in den USA eventuell ausfallen, an anderen Orten wettgemach­t werden könnten. In den USA selbst sei der Autokonzer­n mit 70 000 Beschäftig­ten ein großer Arbeitgebe­r und bisher auch noch mit jeder Regierung zurecht gekommen.

Insgesamt waren bei der Bochumer Konferenz viele schöne Worte zu hören: Kooperatio­nen, offene Plattforme­n und Klimaneutr­alität. Doch unterm Strich bleibt das »Car-Symposium« ein reines Branchentr­effen, das sich durch Dudenhöffe­rs Lehrstuhl einen wissenscha­ftlichen Anstrich gibt. Auch an der Innovation­sfreude der Autobauer darf man zweifeln: So fehlten die gepriesene­n Startups bei der Konferenz fast vollständi­g. Die Ausstellun­gsflächen teilten sich zum großen Teil die alten Automobilk­onzerne und Zulieferer.

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Foto: dpa/Jan Woitas Elektroaut­os gehören zum Zukunftsbi­ld der Branche.

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