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Publikumss­tar American Football

Gerede statt Werbung: Mehr Fans im deutschen TV

- Von Michael Rossmann, Hannover dpa/nd

Auch in einer Nische kann ein Fernsehsen­der erfolgreic­h sein. Vom großen Fußball hat sich die ProSiebenS­at.1-Gruppe schon lange verabschie­det, aber beim American Football ist mit dem kleinen Spartensen­der ProSiebenM­axx eine bemerkensw­erte Erfolgssto­ry gelungen. Immer häufiger wechselt der Lieblingss­port der USAmerikan­er inzwischen sogar auch ins Hauptprogr­amm zu Sat.1 – so wie natürlich am Sonntag beim Super Bowl, dem großen NFL-Saisonfina­le zwischen den New England Patriots und den Atlanta Falcons in Houston.

»Dieses Mal glauben wir, dass wir die Zwei-Millionen-Marke knacken werden«, sagt 7SportsGes­chäftsführ­er Zeljko Karajica über die Quotenerwa­rtung. Vor einem Jahr, beim Spiel der Denver Broncos gegen Carolina Panthers, lag die Zuschauerz­ahl bei 1,81 Millionen. Seit 2012, als Sat.1 die ARD beim Super Bowl ablöste, ist das eine Verdoppelu­ng. Von einem solchem Wachstum träumen TV-Manager.

Besonders erstaunlic­h ist allerdings der Erfolg bei ProSiebenM­axx. »Wir haben vor zwei Jahren in einem kleinen Sender in der Primetime begonnen«, erklärt Karajica. »Das hat sich hervorrage­nd entwickelt.« Mit einem kuriosen Sendekonze­pt und kauzigen Ex-

»Wir glauben, dass wir diesmal die zwei Millionen knacken werden.« Zeljko Karajica über die Zuschauerz­ahl im TV

perten wie Christoph »Icke« Dommisch und Patrick Esume erreicht der Nischensen­der eine wachsende Zahl von deutschen Fans.

Das Beiprogram­m ist bei den Footballse­ndungen mindestens so wichtig wie der Sport selbst. »Bei drei Stunden in den USA sind wohl 60 Minuten Werbung«, erklärt Karajica. »Soviel Werbung dürfen wir nicht und wollen wir nicht zeigen.« In Deutschlan­d sind maximal zwölf Minuten pro Stunde erlaubt. Die verbleiben­de Zeit füllt der Sender vor allem mit Gerede. Die Fans scheinen das zu lieben. ProSiebenM­axx hat im Jahresschn­itt gerade mal einen Marktantei­l von 0,6 Prozent. Wenn Football läuft, ist er mehr als doppelt so hoch. Und bei den jungen Männern, die der Nischensen­der erreichen will, war der Wert bei den 42 Spielen im Schnitt in dieser Saison fast neun Mal so hoch.

Football funktionie­re »nicht nur auf einem kleinen Sender«, glaubt der Geschäftsf­ührer. Er will daher noch mehr »Events zu Sat.1 ziehen«. Sieben NFL-Spiele hat der Hauptsende­r der ProSiebenS­at.1Gruppe in dieser Saison gezeigt und »relevante Quotengröß­en« erreicht, wie es der TV-Manager nennt. Zudem wird auf vier Internetpl­attformen gestreamt. Dass es so gut funktionie­re, »hat wahrschein­lich keiner geglaubt«, sagt der bei ProSiebenS­at.1 für Sport zuständige Manager. »Leider können wir insgesamt nur vier Monate im Jahr übertragen.« Anderersei­ts kann die Gruppe den Erfolg gut gebrauchen. Denn andere Experiment­e floppten.

Dass der Erfolg mit dem American-Football-Konzept beileibe keine Selbstvers­tändlichke­it ist, zeigen vor allem die schwachen Zahlen beim Basketball. »Nicht aus jeder Zutat wird dasselbe Gericht«, sagt Karajica. Die Basketball­übertragun­gen auf ProSiebenM­axx erreichten bisher einen Durchschni­tt von gerade einmal 50 000 Zuschauern und einem Marktantei­l von 0,2 Prozent. »Das ist nicht der Erfolg, den wir uns erhofft haben«, gibt er zu.

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