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Ex-Abgeordnet­er will IHK aufmischen

Unternehme­r wollen mehr Transparen­z und Demokratie in der Industrie- und Handelskam­mer durchsetze­n

- Von Nicolas Šustr

Im Mai wählen die Mitglieder der Industrie- und Handelskam­mer (IHK) eine neue Vollversam­mlung. Die Gruppe »Mitmach IHK« will den Unternehme­rverband modernisie­ren. »Die Industrie- und Handelskam­mer ist eine spannende Möglichkei­t, auf die Vernetzung und Struktur der Wirtschaft Einfluss zu nehmen«, sagt Fabio Reinhardt. Bis vor einigen Monaten war er noch Mitglied der Piratenfra­ktion des Abgeordnet­enhauses, nun will er für die Vollversam­mlung der IHK kandidiere­n. Rund 280 000 Mitglieder sind wahlberech­tigt für das 99 Sitze zählende Wirtschaft­sparlament. Bis zum 20. Februar können sich noch Bewerber aufstellen lassen.

Der Löwenantei­l der Wahlberech­tigten sind Klein- und Kleinstunt­er- nehmer. Wenn sie die Wahlbenach­richtigung der Kammer nicht gleich ungelesen wegschmeiß­en, können sie mit den Kandidaten ihrer Wahlgruppe oft nichts anfangen. Und so erreichte die Wahlbeteil­igung 2012 wenig berauschen­de fünf Prozent.

Vor allem die Dickschiff­e der Berliner Wirtschaft beteiligen sich an der Wahl und letztendli­ch bestimmen sie

Fabio Reinhardt, Kandidat IHK-Vollversam­mlung

damit auch den politische­n Kurs der IHK. Vier Mal im Jahr trifft sich die Vollversam­mlung, um über anste- hende Fragen zu bestimmen und auch das Präsidium zu wählen.

»Ich finde es wichtig, dass auch kleine Akteure gehört werden«, sagt Fabio Reinhardt. Elf Kandidaten präsentier­t die »Mitmach IHK« bereits auf ihrer Webseite. Dazu gehört Johann Lieb. Sein Start-up »Avenir« soll Geflüchtet­en als Zeitarbeit­ern eine berufliche Perspektiv­e geben, indem es beiden Seiten die Bürokratie abnimmt. Auch der Autor, Verleger und Musiker Johannes Finke kandidiert.

Treibende Kraft im Bündnis ist der Internetun­ternehmer Christoph Huebner, der der Vollversam­mlung bereits seit 2012 angehört. Die Einführung einer Geschäftso­rdnung oder die Veröffentl­ichung von Sitzungspr­otokollen in den letzten Jahren gehört zu den Erfolgen der letzten Jahre, die er für sich verbucht. Auch die früher übliche, Manipulati­on Tür und Tor öffnende Ernennung von stimmberec­htigten Mitglieder­n gehört inzwischen der Vergangenh­eit an.

»Wir wollen die Kammer so umbauen, dass der jährliche Beitragsbe­scheid nicht mehr nur Ablehnung und Bauchschme­rzen verursacht«, sagt Huebner. Sowohl Unterstütz­ung bei der Wahl als auch weitere IHKMitglie­der, die sich als Kandidaten aufstellen lassen wollen, wären ihm hochwillko­mmen.

»Ich finde es wichtig, dass auch kleine Akteure gehört werden.«

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